Wien - Eine kritische Bilanz der zehnjährigen EU-Mitgliedschaft Österreichs hat der frühere EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler am Sonntag in einem Interview für das ORF-Parlamentsmagazin "Hohes Haus" gezogen, wie der ORF in einer Aussendung mitteilte. "Manchmal sind wir Österreicher ein bisschen schlitzohrig", so Fischler. Als Beispiel nannte der Ex-Kommissar die Daten, die Österreich über den Transit-Verkehr an Brüssel übermittelt hat. "Da hat man geschwindelt", sagte er. Insofern sei Österreich kein Musterschüler in der EU und "nicht besser und nicht schlechter als andere."

Von Seiten der österreichischen Politiker sei es ein Fehler gewesen, vor dem EU-Beitritt falsche Versprechungen zu machen. "Da hat man der Bevölkerung Dinge gesagt, die nicht gestimmt haben", sagte Fischler laut ORF unter Hinweis auf die seinerzeit versprochene Beibehaltung der Anonymität von Sparkonten.

Insgesamt ortet der ehemalige Landwirtschaftskommissar eine Diskrepanz zwischen der Stimmung in der Bevölkerung gegenüber der EU und den objektiven Fakten. Der Kommission, aber auch der Regierung, den Sozialpartnern und den Medien sei es nicht gelungen, das Positive am EU-Beitritt zu vermitteln. Dabei sei vieles viel Positiver geworden als ursprünglich angenommen. (APA)