Wien - US-Starregisseur Martin Scorsese sieht Künstler von der Politik unter Druck gesetzt. Dies sei "besonders in Zeiten des Krieges" so, sagt Scorsese in einem Interview in der Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil". Amerikas Wähler hätten "offenbar Angst davor, Veränderungen herbeizuführen, denn der Krieg findet nun, erstmals seit dem Bürgerkrieg, auf unserem Grund und Boden statt. Der Horror, dem wir uns in den kommenden Jahrhunderten vermutlich stellen müssen werden, ist ein Weltkrieg, in dem ohne Ende geschlagen und getötet wird wie im Mittelalter."

Für die Bush-Administration findet Scorsese das Wort "Schurken" und erklärt, man müsse in Amerika mittlerweile "vorsichtig sein, was man sagt". Auch die eigenen Arbeitsbedingungen betrachtet Scorsese skeptisch. Man stehe "wenn man in Hollywood Filme macht, unter enormem Druck" - und das sei "die schlimmste Art von Druck". Die 100-Millionen-Dollar-Produktion "Aviator" könnte sein letzter Film "dieser Größenordnung" sein, denn Kinospektakel, die ihn noch interessierten, könne er mit einem Hollywoodstudio nicht mehr machen: "Die Studios brauchen bestimmte Filme, die mich nichts angehen, Filme, die produziert werden müssen, weil einfach Geld fließen muss. Filme wie 'Der Polarexpress' machen andere besser, dazu braucht man mich nicht."

Der Oscar, den der Filmemacher bisher noch nicht erhalten hat, ist ihm mittlerweile "nicht mehr wichtig. Außerdem finde ich, man sollte diesen Preis nicht immer erst gegen Ende seines Lebens kriegen, sondern schlicht für gute Filme. Natürlich werde ich, sollte er heuer an mich gehen, den Preis akzeptieren, aber das ist auch eine persönliche Sache: In den siebziger Jahren hätte ich gern einen Oscar gekriegt, sogar noch in den Neunzigern, als meine Eltern noch lebten. Jetzt, wo sie tot sind, bedeutet mir der Oscar nicht mehr viel."

"Aviator" mit Leonardo DiCaprio, Cate Blachett, Kate Beckinsale, Alan Alda und Alec Baldwin startet am 20. Jänner in Österreich. (APA)