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Sallmutter packt endgültig seine Sachen

foto: apa/techt
Wien - Eigentlich wäre in der Gewerkschaft der Privatangestellten dieser Tage ein Grund zum Feiern da, der Chef wird am 20. Jänner 60. Nun wird aber wohl die ein oder andere wehmütige Träne verdrückt werden. Denn der Chef, Hans Sallmutter, mittlerweile schon zur Gewerkschaftslegende geworden, hat sich zum Rückzug entschlossen - um einer neuen Generation Platz zu machen, wie er sagt. Damit verliert der ÖGB einen seiner charismatischsten Vertreter, wenngleich auch den vermutlich Unbequemsten.

Aus Passail

Eine große politische Karriere war Sallmutter eigentlich nicht in die Wiege gelegt worden. Am 20. Jänner 1945 im steirischen Passail in nicht vermögende Verhältnisse (Vater Gemeindearbeiter, Mutter Kleinbäuerin) hineingeboren, erlernt er beim Elin-Werk den Beruf des Starkstrommonteurs, wird politisch tätig und feiert als einen seiner ersten Erfolge, dass der "rote" Konsum(Supermarkt) ins "schwarze" Passail kommt. 1971 landet Sallmutter dann im GPA-Landessekretariat Steiermark. Dort fällt er elf Jahre später dem damaligen Sozialminister Alfred Dallinger (S) auf - und seine Karriere kann beginnen.

Von Dallinger geholt

Dallinger holt Sallmutter nach Wien, in die Sektion "Geld und Kredit", wo er alsbald zum Leitenden Sekretär aufsteigt. 1989 wird er in der GPA Zentralsekretär für Organisation und Geschäftsführer-Stellvertreter. 1994 tritt Sallmutter schließlich die Nachfolge von Lore Hostasch als Chef der mitgliederstärksten Gewerkschaft an. Ab da war er elf Jahre lang in dieser Funktion zwar nicht überall geliebt, aber letztlich doch unumstritten. Ein Grund dafür - seine Basisnähe.

"Ehrliche Haut"

Genau diese Fähigkeit Sallmutters, das Ohr ganz nah am Arbeitnehmer zu haben, sprechen ihm nicht einmal seine größten Feinde ab - und deren gibt es nicht so wenige. Außerdem gilt der scheidende GPA-Chef für einen Politiker als ehrliche Haut, die sich nie ein Blatt vor den Mund nimmt und dem Abgehobenheit fern liegt. Auch der Kampf für Gleichberechtigung und gegen Rechtsextremismus ist im stetes Anliegen. Auf der anderen Seite steht die schwer bestreitbare Sturschädligkeit Sallmutters und dass er Kritik gerne öffentlich macht - in der Gewerkschaft eine Todsünde.

Gepflegte Feindschaft

Einer, dem in den Medien nie ein Wort zu viel über die Lippen kommt, ist folgerichtig auch der langjährigste Kontrahent in der Gewerkschaft, Metallerchef Rudolf Nürnberger. Die wohl gepflegte Feindschaft der beiden war einer der Gründe dafür, dass Sallmutters letztes großes Projekt - die Gewerkschaftsgroßfusion - letztlich eher kläglich scheiterte. Die Enttäuschung darüber mag ein Mitgrund dafür sein, dass er sich jetzt zurückzieht.

SPÖ-Probleme

Aber nicht nur in der Gewerkschaft hatte Sallmutter seine Querelen. Auch die eigene Partei schätzte es nicht besonders, wenn der GPA-Chef in regelmäßigen Abständen medial ausrichtete, dass sich die SPÖ nicht von ihren sozialen Wurzeln entfernen solle. Mit SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer kann er auch ganz und gar nicht gut. Einmal fiel Sallmutter in einem APA-Interview keine einzige gute Idee des roten Frontmanns ein, ein anderes Mal wollte er ihn nicht als Kanzlerkandidaten für die nächste Wahl sehen, obwohl sich Gusenbauer gerade in dieser Rolle feiern ließ.

Bitterster Moment

Den vielleicht bittersten Moment seiner Karriere hat Sallmutter aber keinem Parteifreund sondern der längst abgetretenen Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F) zu verdanken. Diese brachte es 2001 in der Regierung durch, dass Sallmutter als Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger gesetzlich aus dem Amt gejagt wurde. Die Aufhebung der entsprechenden Regelung durch den Verfassungsgerichtshof war für den begeisterten Verfechter der Selbstverwaltung ein später Triumph. (APA)