Sie vermeinten, von ihrem hohen Standort das Meer und eine Stadt, nämlich Venedig, zu erblicken. Das war, wie sich später herausstellte, zwar ein Irrtum, der Berg aber behielt seinen Namen.

Am 3. September 1841 erstieg Anton von Ruthner den Gipfel zum ersten Mal, 13Jahre vorher war dem Erzherzog Johann der Gipfelsieg verwehrt. Und 1860 stand mit Fräulein Fenz aus Wien die erste Dame auf dem höchsten Punkt.

Der Bergwanderer muß auf eine Besteigung des Großvenedigers verzichten, denn alle Routen zum Gipfel führen über Gletscher. Bis zum Defreggerhaus, der 1885 erbauten, höchstgelegenen Schutzhütte des Gebietes (2962m), aber kann man – gutes Wetter und gute äußere Bedingungen vorausgesetzt – gefahrlos steigen und dann bis zum unteren Ende des Mullwitzaderls, wo man in 3042m Höhe direkt am Rand des Rainerkees’ steht und einen prächtigen Ausblick auf die Eisfelder und zur Rieserfernergruppe mit dem Hochgall hat.

Man sieht zwar immer wieder „Touristen“, die sich unangeseilt auf den Gletscher hinauswagen und damit ihr Leben riskieren, denn das Rainerkees ist spaltenreich, auch in den Randzonen. Vor Nachahmung dieses leichtsinnigen Verhaltens sei aber eindringlichst gewarnt.

Seit man die 2121m hoch gelegene Johannishütte mit einem Bus erreichen kann und sich damit einen zweieinhalbstündigen Aufstieg von Hinterbichl erspart, ist der Besuch des Defreggerhauses nicht einmal besonders anstrengend, trotzdem aber wunderschön. Selbst den Rucksack könnte man sich mit _einer Materialseilbahn zum Schutzhaus befördern lassen. Die Johannishütte wurde bereits 1857 erbaut und ist die älteste Schutzhütte der Venedigergruppe.

Gut gerüstet

Man wandert im hochalpinen Gelände und hat diesem Umstand durch die geeignete Ausrüstung (Schuhe, Wetterschutz, Handschuhe etc.) Rechnung zu tragen. An der Dreitausender-Grenze kann es selbst an schönen Sommertagen rasch empfindlich kühl werden. Die Hüttenbusse verkehren aus dem Virgental zu günstigen Zeiten, Auf- und Abstieg sind an einem Tag leicht zu absolvieren.

Man fährt durch das steile, romantische Dorfertal, welches als das schönste auf der Venediger-Südseite gilt, bis zur Johannishütte. Da folgt man dem rot markierten Weg, der hoch über der Moräne des Zettalunitzkees zur Dorferalm und zum Defreggerhaus führt. Das letzte Stück ist etwas steil. Gehzeit ab Johannishütte 2 bis 2½ Stunden. Eine gute Viertelstunde braucht man dann bis zum Beginn des Mullwitzaderls, wobei man die Dreitausender-Marke überschreitet.

Der Rückweg erfolgt auf der Anstiegsroute, bis zur Hütte braucht man nur wenige Minuten. Für die Distanz Defreggerhaus–Johannishütte muß man 1¾ bis 2 Stunden einkalkulieren. • Gesamtgehzeit 4 bis 5 Stunden; Höhendifferenz knapp über 1000 m.

Defreggerhaus von Mitte Juni bis Ende September, Johannishütte von Anfang Juni bis Mitte Oktober bewirtschaftet.

Bundesamtskarte 1:25.000 oder 1:50.000, Blatt 151 (Krimml) und 152 (Matrei in Osttirol)