Wien - Bereits 1950 war die Auseinandersetzung mit der NS-Thematik für den Bund Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) abgeschlossen. Danach erfolgte "über Jahrzehnte hinweg eine totale Verdrängung", schreiben die Historiker Wolfgang Neugebauer und Peter Schwarz in der Studie "Der Wille zum aufrechten Gang" (Czernin Verlag).

Auch eine zeitgeschichtliche Aufklärung über den Umgang mit Ex-Nazis erfolgte nicht. Erst Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg und Unterrichtsminister Fred Sinowatz bemühten sich in den Siebzigerjahren um "erste Initiativen in Richtung zeitgeschichtlicher und politischer Bildung" im Schulbetrieb.

Dabei verlangt gerade die Aufnahmepolitik in den BSA einige Erklärungen. Aufseiten der "Ehemaligen" war es nur offensichtlich. Sie verfolgten mit ihrem Bestreben, in den Bund Sozialdemokratischer Akademiker (BSA) einzutreten, in der Regel zwei Ziele: Eine gesicherte berufliche Wiedereingliederung, sowie möglichst raschen Dispens von den Entnazifizierungsmaßnahmen. War dieser Erlass nicht in Aussicht, heuerten sie eben bei der ÖVP an.

Im BSA selbst hatte man über den Umgang, vor allem mit "Belasteten", weniger klare Vorstellungen, befinden Neugebauer und Schwarz. Zwar habe man für die Aufnahme von Ex-Nazis "sehr wohl Kriterien entwickelt, nach denen zwischen Belasteten und Minderbelasteten unterschieden werden sollte", sagt Schwarz, diese wurden aber nicht konsequent beibehalten. Während es etwa galt, jüngere, einfache Ex-Nazis in den BSA zu integrieren, sollte "belasteten und verbrecherischen Nationalsozialisten" der Zutritt verwehrt bleiben.

Schwarz: "Es ist besonders bedauerlich, dass im Widerspruch zu den eigenen Aufnahmerichtlinien dennoch Schwerbelastete hereingeholt wurden." Das Werben um Ex-Nazis wurde in Wien und den Bundesländern mit unterschiedlicher Intensität betrieben: Während der Wiener BSA stark gegen eine rasche Öffnung für "Ehemalige" eintrat, bemühten sich die Länderorganisationen, ihren "Mangel an technischen und wirtschaftlichen Fachkräften" durch sie zu kompensieren.

Bei einer Vereinssitzung 1948 meinten etwa die Steirer, für sie sei "jedes SP-Mitglied tragbar". Ein Tiroler BSA-Vertreter wird mit den Worten zitiert, man habe "Belastete" aufgenommen, weil jene, wenn sie ,überhaupt zu unserem Kreis stoßen, aufgeschlossener sein können, als solche, die indifferent sind'". (Karin Moser/DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2005)