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Wien - Die Chefs der Seniorenorganisationen von SPÖ und ÖVP, Karl Blecha und Stefan Knafl, haben am Sonntag ihren traditionellen gemeinsamen Auftritt in der ORF-Pressestunde absolviert. Beide pochten einmal mehr auf die Erhöhung des Mindestpensionen über die Armutsgrenze, die zuletzt von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) abgelehnt worden war. Für Blecha ist die ausstehende Anhebung des so genannten "Ausgleichszulagenrichtsatzes" "ein wirklicher Skandal".

Knafl benotet Lage der Pensionisten mit "eins", Blecha mit "vier bis fünf"

Diesbezügliche Kritik an Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) weist Knafl allerdings zurück: Schüssel habe das Thema keineswegs "vom Tisch gewischt". Knafl: "Um diese Frage zu regeln steht uns das ganze Jahr 2005 zur Verfügung." Anlass, seiner Partei einen "Denkzettel" für die bisher abgelehnte Erhöhung der Mindestpensionen zu verpassen, sieht Knafl nicht - schließlich bewertet er die Lage der Pensionisten in Österreich mit der Schulnote "eins". Anders die Einschätzung Blechas: er spricht von einem "vier bis fünf".

Auch in anderen Fragen sind die Seniorenvertreter von Rot und Schwarz geteilter Meinung: So lehnt Blecha eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für Pensionisten ab, so lange nicht alle Einsparungspotenziale lukriert wurden, und spricht sich für eine Wertschöpfungsabgabe aus. Knafl kann sich dagegen sozial gestaffelte Krankenversicherungsbeiträge für Senioren vorstellen und will auch die Rezeptgebühr sozial staffeln.

Zufrieden ist Knafl auch mit der "E-Card", die im Lauf des Jahres den Krankenschein ablösen soll. Außerdem werde die E-Card als Pensionistenausweis dienen, kündigte der VP-Seniorenvertreter an. Blecha stört dagegen der englische Name der Chipkarte und würde sie angesichts der vielen für Senioren schwer verständlichen Anglizismen lieber "Gesundheitskarte" nennen.

Ablehnung der verpflichtenden Pflegeversicherung

Einig sind sich Blecha und Knafl in der Ablehnung einer verpflichtenden Pflegeversicherung, wie sie von Teilen der ÖVP vorgeschlagen wird. Auch, dass SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos die damals neue Innenministerin Liese Prokop Mitte Dezember als "Auslaufmodell" bezeichnet hatte, wird von beiden Seniorenvertretern kritisiert. Knafl: "Ein starkes Stück." Blecha: "Eine Frau Prokop mit ihren 63 Jahren ist sicher kein Auslaufmodell." Allerdigns habe sich Darabos ja entschuldigt. (APA)