Die Darsteller auf dem Podium haben bei der Diskussion des Themas “Frauenpolitik – Quo Vadis“ bereits emotional aufeinander reagiert, doch die eigentliche Vorstellung des Abends lieferte das Publikum. Dem Verhältnis von Klatschen und Buhrufen bei Wortmeldungen von FPÖ-Frauensprecherin Zierler nach zu urteilen, waren der FPÖ-Anhänger eher weniger: Standard -Moderatorin Katharina Krawagna-Pfeifer musste öfters um Ruhe bitten. Auch in der Publikums-Diskussion kam die schwarz-blaue Frauenpolitik nicht besonders gut weg, wenn man von der kurzen Wortmeldung eines Herrn absieht. Er hatte auszudrücken versucht, dass er es als Frechheit empfand, dass die Sozialdemokratie alles zugrunde gerichtet hatte und nun die eigenen Versäumnisse einer anderen Partei in die Schuhe schiebt. Nach ihm kam eine Frau zu Wort, die die Zentrierung der ÖVP-FPÖ-Frauenpolitik auf den Herrn der Schöpfung kritisierte: „Bis 1970 war der Mann das Familienoberhaupt, es war alles um den Mann zentriert. Und auch bei der FPÖ und ÖVP gehe es jetzt wieder sehr stark um das Zentrum Mann, also die Frau, ihre Arbeitskraft und Disponibilität wird um den Mann herum zentriert.“ Die nächste Wortmeldung ging mit der FPÖ noch viel weniger zimperlich um: Die Frauenbewegung hätte genau zur richtigen Zeit eingesetzt habe, nämlich bevor es mit Frauen wieder ganz bergab gehe. „Da kommen Frauen, die haben überhaupt keine Ahnung von Feminismus, die haben überhaupt keine Ahnung von Frauenbewegung. Die sprechen hier zwar als Frauen, aber die sprechen noch nicht mal für Frauen, sondern höchstens über Frauen. Aber eines, das müssen wir uns hier – Fachfrauen, Frauen von der Straße, Arbeiterinnen, Studentinnen, ganz klar machen: Wir lassen uns nicht faschistische Aussagen von Frauen als Frauenpolitik verkaufen.“ Auf die an die FPÖ-Frauensprecherin gerichtete Frage aus dem Publikum, wie denn – abseits von Angriffen auf ihre Diskussionspartner – ihre Philosophie, ihre politischen Grundsätze wären, aufgrund derer sie auf der männlichen Linie mitschwinge, meinte Zierler: „Ich kenne auch den Spagat zwischen Familie und Berufsleben. Das ist zum Beispiel eine Philosophie von mir, diese Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Ein weiterer ihrer Grundsätze sei, dass man miteinander reden müsse. Doch dazu hatte sie aufgrund der Zwischenrufe wenig Gelegenheit. Auch die Aufrufe, dass sie sich ein höheres Niveau der Diskussion wünschen würde, wurden mit halblauten „und wir wünschen uns ein höheres Niveau der Politik“ quittiert. Dafür wurde Zierler dann nach der Veranstaltung von einer – wenn auch kleinen, so doch treuen – Anhängerschaft getröstet: Mit einem großen Blumenstrauß und mitfühlenden Worten, wie schwer sie es hätte mit dem Publikum. Dasselbige meldete sich dann allerdings nochmals zu Wort – in Form einer jungen Frau, die der FPÖ-Abgeordneten ins Gesicht warf, dass diese in vielen Worten rein gar nichts gesagt habe. Zierler behielt das Blumenstrauß-Lächeln im Gesicht und setzte es auch nicht ab, als der Herr, der sich in der Diskussion zu Wort gemeldet hatte, ihr versicherte: Ihr habt’s schon recht – es sind einfach zu viele Ausländer da. Schließlich hamma auch kein Geld.“