Wiens Heldenplatz, wie er sich im März des Gedankenjahres präsentieren soll: eingemauerte Standbilder, weiße Kreuze an der Hofburg als Metapher für die NS-Opfer.

Bild: 25 peaces

... – samt simulierter Bombennacht in der Innenstadt und eingemauerter Denkmäler auf dem Heldenplatz.

Wien – Das vom ORF-Strategen Wolfgang Lorenz und von Georg Springer, Geschäftsführer der Bundestheaterholding, konzipierte Programm, das das "Gedankenjahr 2005" ergänzen und den EU-Vorsitz Österreichs in der ersten Jahreshälfte 2006 thematisieren soll, wird definitiv umgesetzt. Es nennt sich nun "25peaces" – die Begriffe "piece" (Stück) und "peace" (Frieden) verweisen auf die 25 EU-Mitgliedsstaaten. DER STANDARD berichtete exklusiv über die Projekte, die Vorhaben sorgten für heftige Diskussionen.

Lorenz hatte im März 2004 das bis dahin geplante Programmsammelsurium kritisiert. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel reagierte mit einem Auftrag zur Konzeptarbeit. Eine Million Euro zahlt das Kanzleramt, das Projekt kostet rund zehn Millionen. Schüssel schnorrte selbst bei der Wirtschaft. "Die Politik hat uns weder etwas hinaus-, noch etwas hineininterveniert", sagt Lorenz, zuvor Intendant der Kulturhauptstadt Graz 2003.

Für Aufregung werden bereits die ersten Aktionen sorgen: Bis zum 12. März sollen die beiden Reiterstandbilder von Prinz Eugen und Erzherzog Karl am Heldenplatz wie im Zweiten Weltkrieg eingemauert werden. "Die beiden österreichischen Helden waren damals aus der Zeit genommen, verschwunden".

Am Abend des 12. März, 60 Jahre nach dem schwersten Bombardement auf Wien, folgt am Stephansplatz, am Neuen Markt und am Albertina-Platz eine Licht- und Toninstallation (Lichtdesign: Norbert Chmel): "Wir wollen mit Projektionen Gewalt, Terror und den Schrecken des Krieges visualisieren. Als Information händigen wir eine Landkarte mit weißen Flecken aus: Auf dieser sind alle zerstörten Gebäude ausgespart." Bürgermeister Michael Häupl habe sein Okay gegeben.

Tags darauf wird man am Heldenplatz eine Installation aus zahlreichen weißen Kreuzen als Metapher für alle Opfer des NS-Regimes sehen. Und am Tag der Kapitulation, am 8. Mai, wird am Heldenplatz einen Gemüsegarten mit 60 Beeten angelegt. "Denn nach dem Krieg war der Kampf ums Überleben nicht vorbei: Er begann erst richtig. Wien war die hungrigste Stadt Europas." Von 8. bis 15. Mai, dem Tag der Staatsvertragsunterzeichnung, werden neben dem Oberen Belvedere 30 Kühe weiden.

Auch das "McCare-Paket" wird realisiert: Bei McDonald's wird man zwei Burger erhalten: der zweite ist mit einer CD-Rom gefüllt, auf der die 1945 gegründete "Care"-Organisation erklärt wird.

Zum Thema Essen gehört ebenso die Aktion "Schwarzmarkt heute": Man erhält begehrte Güter direkt vom Lkw – im Tausch gegen Lebensmittel für Bedürftige. Am 15. Mai wird ein Kranwagen mit einem Nachbau des Belvederebalkons herumfahren: Wer will, kann sich heben lassen und als Leopold Figl verkünden "Österreich ist frei". Im Sommer will man an allen österreichischen Hauptverkehrsadern die ehemaligen Zonengrenzen markieren.

In weiterer Folge will man Visionen präsentieren ("Österreich in 50 Jahren"). Zusammen mit Mercedes Echerer versucht man, die Vergabe des Europäischen Filmpreises langfristig nach Österreich zu holen ("XXL-Filmfestival").

Ein ehrgeiziges, noch nicht finanziertes Projekt ist die "Europastraße": Von März bis Juni 2006 will man in die Kärntner Straße "einen Boulevard auf Stelzen" einziehen. In den Boden eingelassene Screens sollen über die EU-Staaten informieren. Lorenz: "Da muss die Kaufmannschaft mitspielen. Schauen wir, ob wir das zusammenbringen." (DER STANDARD, Printausgabe, 28.01.2005)