Der rund 1300m hohe Plöckenpaß ist der einzig befahrbare Übergang im Karnischen Hauptkamm. Als am 23. Mai 1915 Italien in den 1. Weltkrieg eintrat und Österreich-Ungarn den Krieg erklärte, wurde in dieser Gegend bis November 1917 heftig gekämpft. Auf dem Kleinen Pal – der östlichen Begrenzung des Passes – lagen die österreich-ungarischen und die italienischen Stellungen nicht einmal einen Steinwurf auseinander. Das zweijährige Ringen forderte hohe Opfer, der Geländegewinn blieb gering. Heute ist das Gipfelplateau eine Ruinenstätte.

Der Verein „Dolomitenfreunde-Friedenswege“ hat in langer Arbeit einen erheblichen Teil der Befestigungen wiederhergestellt und sie zu einem beeindruckenden, schreckliche Erinnerungen wachrufenden Freilichtmuseum ausgebaut. So wird der Anstieg zum Kleinen Pal zu _einem Weg in die Vergangenheit, und die landschaftliche Schönheit und die herrliche Blumenwelt können nicht verhindern, daß einem zeitweise der kalte Schauer über den Rücken läuft.

Die Mühen des Aufstiegs zeigen schon, unter welch schwierigen Bedingungen vor allem im Winter der Gebirgskrieg geführt wurde. Den Besuch des Freilichtmuseums in fast 1900m Höhe sollte man unbedingt mit der Besichtigung des „Museums 1915– 1918“ in Kötschach-Mau_then mit der wohl besten Darstellung des Gebirgskrieges verbinden.

Den Kleinen Pal kann man auf mehreren Routen ersteigen, die interessanteste ist die direkt vom Plöckenpaß ausgehende, weil man an der „Maschinengewehrnase“ vorbeikommt, einer der vorgeschobenen Stellungen. Sie ist dem beim Plöckenhaus beginnenden leichteren Landsturmweg vorzuziehen. Allerdings verlangt die „Direttissima“, weil steil und rutschig, alpine Ausrüstung. Für den Abstieg wählt man am besten den „Alpiniweg“, die Via deghli Alpini auf italienischer Seite. Die serpentinenreiche Strek- ke, auf der mit Maultieren der Nachschub befördert wurde, gilt als Meisterleistung der italienischen Pioniere und ist relativ leicht zu begehen. Hinweistafeln informieren über die kriegerischen Auseinandersetzungen und den Verlauf der Front. Dazu gibt es eine kleine Broschüre.

Am nördlichen Ende des österreichischen Grenzparkplatzes beginnt die rote Markierung (Wegweiser MG-Nase), der zu der einstigen vorgeschobenen Bastion und dann steil zur Höhe führt (sehr rutschig nach Regen!). Nach etwa 1½ Stunden erreicht man das Plateau und wandert, zum Teil durch Kavernen (Taschenlampe mitnehmen!), bis zur ehemaligen Front. Gehzeit ab Plateau etwa eine halbe Stunde.

Nun – bereits auf italienischem Gebiet – beginnt der Alpiniweg, der in ein Hochtal führt und dann in vielen Kehren wieder hinunter zum Plöckenpaß. Über die Grenze kommt man zum Ausgangspunkt zurück. Gehzeit ab Gipfel etwa 1¼ Stunden.

Gesamtgehzeit 3¼ Stunden, Höhendifferenz knapp über 500 m; Kein Stützpunkt auf der Runde, Grenz_gasthaus auf italienischer Seite (Paß oder Personalausweis nicht vergessen);

Bundesamtskarte 1:25.000 oder 1:50.000, Blatt 197 (Kötschach)

© 1997 DER STANDARD, 20./21. September 1997
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