Karen Bach in "Baise-moi"

Foto: Pressefotos Baise-moi

Paris – Die französische Schauspielerin Karen Bach, die mit dem Skandalfilm "Baise-moi" Schlagzeilen machte, hat sich in der Nacht zum Samstag in der Wohnung von Freunden in Paris das Leben genommen. Bach kennzeichne "eine Sanftheit, eine unglaubliche Weiblichkeit", hatte einst die Schriftstellerin Virginie Despentes erklärt. Ihr Film "Baise-moi" mit Bach in der Hauptrolle sorgte 2000 für Aufsehen.

Aufsehen erregender Film

"Baise-moi" war eine Wende im Leben der Bürgerstochter aus dem Ballungszentrum Lyon gewesen: In dem Film spielten Karen Bach und Raffaela Anderson zwei junge gedemütigte Frauen, die blutige Rache an der Männerwelt nehmen. Bei ihrem Amoklauf in den Tod bleiben aber auch Frauen und selbst Kinder auf der Strecke. Während die Kritik zwischen Verdammung sexistischer Gewaltverherrlichung und Würdigung anarchistischen Freiheitsdranges schwankte, zog der französische Staat die Gelbe Karte und verbannte den Film in die Pornokinos.

Despentes hatte Karen Bach für die Rolle ausgewählt, weil sie schauspielern konnte und aus dem Milieu kam. Als junge Frau hatte Bach sich von ihrem verschuldeten Mann zu gemeinsamen Auftritten in Pornofilmen überreden lassen. Die Ehe zerbrach daran, doch Bach machte unter Pseudonymen wie Angel Paris Karriere in X-Filmen wie "American Girl in Paris" und "Hotdorix". Später beschrieb sie diese Zeit als fortwährende Demütigung.

Abrechnung

Die Begegnung mit Virginie Despentes und "Baise-moi" nutzte Bach, um mit der Männerwelt, wie sie sie kennengelernt hatte, abzurechnen. "Beim Porno ejakulieren die Männer in die Fresse der Mädchen", sagte Bach einmal. ""Baise-moi" ist das Gegenteil." Die harten Szenen des in Frankreich als "Anarcho-Punk" beschriebenen Films werden so zum Exorzismus ihrer vorherigen Hardcore-Streifen. Dabei sind die Männer in dieser Orgie aus Gewalt und sexueller Demütigung gleichzeitig schuldig und Opfer. So zwingen die "Heldinnen" einen Mann, wie ein Schwein zu laufen und zu grunzen, bevor sie ihn erschießen. In einem Swingerclub töten sie unterschiedslos alles, was sich regt.

Am Ende bleibt bei "Baise-moi" auch den beiden gnadenlosen Frauen, die Zuneigung nur füreinander empfinden können, nur der Tod. Karen Bach sprach nach dem Film von ihrem Wunsch nach Liebe, Kindern und Musik. Sie stand nie wieder vor der Kamera. Doch die alten Dämonen vertreiben konnte sie nicht. Am Ende griff sie, 31 Jahre alt, zu Tabletten.(APA/dpa)