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"Es läuft ganz von selbst, Jugendliche müssen nicht immer an der Hand genommen werden", sagt Gottfried Oehl, Initiator des Model European Parliament (MEP) und Englischlehrer an der Theresianischen Akademie Wien.

Die Rede ist von der vierten Sitzung des nationalen MEP, das vergangenes Wochenende in Gmunden und Linz stattfand. Je vier Schülerdelegierte pro Bundesland diskutierten bei der abschließenden Plenarsitzung die Themen Atomstrom, Transit, Jugendarbeitslosigkeit und Asylpolitik, die von Schülerkomitees bearbeitet und präsentiert wurden. Wie auch im "echten" Europaparlament wurden die Resolutionen dann entweder angenommen oder abgelehnt.

Inhaltlich brachten die jungen Parlamentarier sehr kontroverse Vorschläge ein. In Sachen Asylrecht kam vonseiten des Komitees für Menschenrechte der Vorstoß, verpflichtende Deutschkurse für Asylanten einzuführen. Die steirischen Abgeordneten reagierten empört mit einer Gegenrede, die an Martin Luther Kings "I have a dream" erinnerte. Verpflichtende Deutschkurse würden die Menschenrechte einschränken - das Einzige was zählt, sei ein friedvolles Miteinander. Auch die sehr emotionale Körpersprache des Redners brachte ihm breite Zustimmung ein: Die Resolution wurde mit einer großen Mehrheit abgelehnt.

Rasendes Engagement

Jan Fugger (17) aus Kärnten, der die Funktion eines Komiteepräsidenten innehat, durfte schon früher eine MEP-Sitzung miterleben. "Da wurde mir bewusst: Das ist Europa."

Hinter der Session steht die Idee, Jugendliche zu ermutigen, sich europäischer Themen anzunehmen, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und ihre Meinungen zu äußern. "Was mich motiviert, sind Schüler, die sich so intensiv einbringen", meint Initiator Oel. Dem Vorstoß, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken, kann auch er etwas abgewinnen. "Dabei ist es wichtig, Politikverdrossenheit abzubauen, das Interesse zu stimulieren, aber auch die eigene Meinung von parteilichen Schemen zu trennen."

Komiteepräsident Laurence Doering (17) aus Wien ist von dem Projekt begeistert: "Man redet ständig von Partizipation - hier wird sie endlich auch einmal umgesetzt."

Die Ergebnisse der Sitzungen werden an Europaparlamentarier weitergeleitet. Michaela Neulinger (17) aus Oberösterreich bezweifelt allerdings, dass dies wirklich etwas ändert. Vielmehr sieht sie das MEP als eine Trainingsstätte, denn sie will später in die Politik. "Als Politikerin muss ich aber noch viel extrovertierter werden."

(DER STANDARD-Printausgabe, 1.2.05)