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Untersuchungen am Great Barrier Reef brachten interessante Ergebisse: Das Riff macht sich offenbar sein Klima selbst.

Foto: REUTERS/Great Barrier Reef Marine Park Authority

Lismore/Australien – Wissenschaftler haben am Großen Barriereriff in Australien eine interessante Entdeckung gemacht: In den Riffen fanden sich große Mengen des chemischen Stoffes Dimethylsulfid (DMS). Offensichtlich wird dieser Stoff, der in weiterer Folge zur Wolkenbildung führt, dazu gebildet, um die empfindlichen Riffe vor zu starker Hitze zu schützen, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

DMS entweicht in die Atmosphäre, wo es als Kondensationskeim die Wolkenbildung fördert. Die Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Santa Barbara haben den Vorgang, bei dem Plankton in das weltweite Klimageschehen eingreift, erstmals beobachtet. Eine dichtere Wolkendecke reduziert jedoch die Sonneneinstrahlung, was wiederum die Produktion der Schwefelverbindungen drosselt, berichteten die Wissenschaftler im Fachmagazin Geophysical Research Letters. Die Schwefelverbindungen sind es auch, die dem Ozean den typischen Geruch geben. Bisher haben Forscher aber nicht darauf geachtet, ob sich dieses Phänomen, das Ozeanlebenwesen offensichtlich vor schädlicher UV-Strahlung und Umweltstress schützt, auch bei Korallenriffen zeigt.

Graham Jones von der Southern Cross University in Lismore/Australien und sein Team, haben nun die Werte von DMS um die Gewässer des Barriereriffs gemessen. Im Schleim, den die Korallenpolypen abgeben, konnten sie die höchsten DMS-Konzentrationen finden, die je in einem Organismus ausgemacht werden konnten. Auch die DMS-Konzentrationen an der Wasseroberfläche waren sehr hoch. "Obwohl die generellen DMS-Werte am Barriereriff nicht besonders hoch sind, waren die Konzentrationen stellenweise verblüffend hoch", so Jones. Ganz geklärt sind die Auswirkungen der Chemikalie auf das Klima allerdings noch nicht. Ungeklärt ist auch, wie DMS von den Korallen gebildet und emittiert wird, erklärt Peter Liss, Umweltchemiker und DMS-Experte der University of East Anglia in Norwich. Die australischen Forscher wollen dem Phänomen jedenfalls weiter auf der Spur bleiben. Zu lösen gibt es nämlich auch noch das Rätsel um extrem hohe Aerosol-Partikel über dem großen Barriereriff im Jahr 1970.

Hinweis auf "Gaia-Prinzip

Das wissenschaftliche Ergebnis könnte aber auch der Hinweis auf einen anderen Mechanismus sein: dem Gaia-Prinzip der Selbstheilung der Erde. Demnach besitzt das Sonnensystem die Fähigkeit sich in regelmäßigen Zeitabständen selbst zu reinigen, um gesund zu bleiben. In Labor-Untersuchungen konnte Jones nämlich nachweisen, dass Korallen dann mehr DMS produzierten, wenn die symbiotischen Algen durch hohe Temperaturen und UV-Strahlung unter Stress geraten. (pte)