Wer den Gipfel achtet und das Ohr an den Wald legt, hat gute Musik im Kopf: Vlado Dzihan und Mario Kamien.

Foto: Couch Records
Bestimmte Formen der heimischen Sportberichterstattung beweisen es jeden Tag aufs Neue: Jeder Erfolg gilt sogleich als österreichischer Erfolg, selbst wenn die böhmische Schwägerin des Großonkels des Protagonisten als Beweis dafür herhalten muss.

Als Mitte der Neunzigerjahre die Wiener Elektronikszene zu boomen begann, sollte es ebenfalls nicht lange dauern, bis Vlado Dzihan und Mario Kamien - sie waren zwecks eines Studiums in Wien gelandet - als hiesige Kulturleistung verkauft wurden. Dabei verstanden es der Musiker aus dem ehemaligen Jugoslawien und der gebürtige Schweizer mit italienischen Wurzeln bestens, gängige Strukturen zu unterwandern, um mittels eigenen Couch-Records-Labels europaweit in ihrem Sektor ganz weit vorn mitzumischen.

Ihr Stellenwert äußerte sich in lukrativen Remixaufträgen, die von der Entrümpelung des Verve-Records-Archivs bis hin zur Huldigung des Werks Serge Gainsbourgs reichten. Jetzt ist es an der Zeit, diese Schaffensphase mit dem neuen Tonträger "Fakes" Revue passieren zu lassen. Das im opulenten Doppelformat erscheinende Album vereint nicht nur die Remixwerke von Dzihan & Kamien in komprimierter Form, sondern präsentiert auch die jazzige Bearbeitung ihrer eigenen Stücke durch das The Brut Imperial Quintet. Deshalb steigt diesen Samstag im Flex die große Plattenpräsentationssause:

Neben Dzihan/Kamien an den Decks setzt man dort auch auf die Fähigkeiten eines absoluten Superstars der internationalen Plattenreiterei. Der im Sold des Ninja-Tune-Labels stehende, britisch-russische DJ Vadim wird das experimentelle Feld zwischen HipHop und Elektronik ausloten - ein selten gesehener Gast. Die Aufwärmrunde kommt in Form des weltoffenen Cay Taylan über das Flex. (lux/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.2.2005)