Grafik: Alte schmiede
Wien - Das Verhältnis zwischen Orient und Okzident ist eine der zentralen politischen Fragen der Gegenwart. Dass sich auch die LiteratInnen und KünstlerInnen der Bedeutung des Dialoges zwischen Islam und Westen bewusst sind, zeigte die vergangene Frankfurter Buchmesse, bei der im vergangenen Herbst die Islamische Welt zu Gast war. Wurde den OrganisatorInnen damals vorgeworfen, zu sehr auf offizielle Positionen gesetzt zu haben, so versprechen nun die Veranstalter der Reihe "Literatur im März", die vom 10. bis 13. März in der Kunsthalle Wien stattfindet, auch kritische AutorInnen ausreichend zu Wort kommen zu lassen.

"German Amok"

"Islam und Abendland - Der Ursprung des Westens" lautet der Titel des von Walter Famler und Erich Klein kuratierten Literatur-Festivals, das mit dem türkisch-deutschen Autor und Künstler Feridun Zaimoglu auch eine Brücke zur bildenden Kunst schlagen will: Zaimoglu liest nicht nur am 12. März um 14 Uhr aus "German Amok" und "Zwölf Gramm Glück" und diskutiert am 11. März um 19 Uhr über die "Bedrohung Islam?", sondern wird auch von 7. bis 28. März die gesamte Fassade des Kunsthallentraktes mit kleinen türkischen Fahnen schmücken. Mit dieser "KanakAttack - Die dritte Türkenbelagerung?" genannten Installation sollen die unterschwelligen Ängste der Menschen deutlich werden.

Den Eröffnungsvortrag "Europa - die Zukunft des Islam" hält am 10.3. (19.30 Uhr) der auch als Autor tätige Islamwissenschafter Navid Kermani. An den vier Veranstaltungstagen soll nicht nur die Vielfalt literarischer Formen und ideologischer Positionen in der heutigen islamischen Welt gezeigt, sondern auch an die vielfältigen historischen Verbindungen zwischen Abend- und Morgenland erinnert werden. Das Programm reicht dabei von der wichtigen ägyptischen Autorin Miral al-Tahawi ("Die blaue Aubergine", 10.3., 20.30 Uhr) über in ihrer Heimat verfolgte Autoren wie den Iraner Abbas Maroufi ("Im Jahr des Aufruhrs", 11.3., 18 Uhr), den Iraker Najem Wali ("Die Reise nach Tell al- Lahm", 11.3., 21 Uhr) oder den Algerier Rachid Boudjedra ("Die 1001 Jahre der Sehnsucht", 13.3., 11 Uhr) bis zu einer Neuübersetzung der Märchen aus 1001 Nacht (12.3., 19 Uhr).

Islam und Frauen

Das Thema "Islam und Frauen", das am 12.3. (18 Uhr) diskutiert wird, soll nach den Literaturtagen vom 1. bis 24. April mit der Ausstellung "Fatima ungeduldig - Konstruktionen von Weiblichkeit im Orient" in der Kunsthalle weitergeführt werden. Dabei werden Arbeiten von Künstlerinnen aus der Türkei, Ägypten, dem Iran, Syrien, Algerien und dem Libanon im Spannungsfeld von Tradition und Fortschritt, moslemisch religiösem Wertesystem und westlichen Einflüssen gezeigt. (APA)