Berlin - Der Defa-Schauspieler Gerry Wolff ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren im Krankenhaus Oranienburg in Brandenburg. Seine Schwiegertochter Petra Porstmann bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung aus der Freitagsausgabe. Der Charakterdarsteller wurde vor allem in der DDR mit Defa-Filmen wie "Nackt unter Wölfen" oder "Anton der Zauberer" bekannt.

Wolff war am Dienstag in die Klinik eingeliefert worden und ins Koma gefallen. Er habe den Tod seiner Ehefrau nicht verkraftet, die Mitte Jänner an Herzversagen gestorben war, sagte Porstmann. Das Paar war 53 Jahre lang verheiratet gewesen. Bereits vor drei Jahren hatte Wolff einen Schlaganfall erlitten.

"Bemerkenswerte Vielseitigkeit"

Der 1920 in Bremen geborene Wolff entstammte einer jüdischen Schauspieler-Familie. Die Nazi-Diktatur überlebte er in Großbritannien, wohin er 1935 geschickt worden war, um eine Banklehre zu absolvieren. 1947 kehrte Wolff, der sich der kommunistischen Bewegung angeschlossen hatte, nach Ost-Berlin zurück. Höhepunkt seiner Schauspielerkarriere wurde "Nackt unter Wölfen" (1963) über die Rettung eines Kindes im Konzentrationslager Buchenwald.

Kritiker hoben die "bemerkenswerte Vielseitigkeit" des Schauspielers hervor, der Autodidakt war. Generationen von Ostdeutschen sahen ihn im Kinderkrimi "Die Jagd nach dem Stiefel" und in dem Musikfilm "Orpheus in der Unterwelt". In der Berliner Volksbühne, zu deren Ensemble er zeitweise gehörte, trat er mit jiddischen Liedern auf.

Nach der Wende übernahm Wolff Engagements in Fernsehserien wie "Tatort", "Praxis Bülowbogen" und "Der Havelkaiser". Eine seiner letzten Rollen hatte er in der Komödie "Jetzt oder nie" (2000) als verwegener Autofahrer, der drei alte Damen bei einem Banküberfall unterstützt. (APA/dpa)