Infografik: Bundeskanzlerdirektwahl

Schlechte Nachrichten für Alfred Gusenbauer: Selbst jeder Fünfte SP-Wähler wäre geneigt, Wolfang Schüssel zum Bundeskanzler zu wählen.

Foto: Standard/Cremer
Linz - Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, Wolfgang Schüssel ginge wohl mit weitem Vorsprung in eine Stichwahl, bei niedriger Wahlbeteiligung würden die 39 Prozent aus der market-Umfrage der Vorwoche womöglich gar für eine sofortige Direktwahl reichen.

Die Zeitreihe in der Grafik zeigt, dass Schüssel während seiner ersten Amtszeit stets sehr schwache Umfragewerte - nahe denen des Grünen-Chefs Alexander Van der Bellen - hatte, im Wahlkampf 2002 stark zulegen konnte und den Höhepunkt an Popularität erreichte, als er im Februar 2003 als Wahlsieger dastand, aber noch nicht wieder mit der FPÖ koalierte.

Die Umfrage zeigt, dass Schüssel in der Wählerschaft seiner Partei sehr stark verankert ist (86 Prozent der deklarierten ÖVP-Wähler würden Schüssel wählen), aber auch darüber hinaus Wähler ansprechen kann. Besonders hohe Werte erzielt der amtierende Bundeskanzler bei Selbstständigen und Freiberuflern (52 Prozent), in den südlichen Bundesländern (47 Prozent) sowie bei Frauen und Senioren (je 42 Prozent).

Aber selbst unter Wählern der SPÖ ist noch jeder Fünfte geneigt, Schüssel eine direkte Stimme zu geben.

Damit gibt es deutlich mehr deklarierte Schüssel-Wähler (39 Prozent) als deklarierte ÖVP-Wähler (28 Prozent). Nur durch eine Hochrechnung - der Gewichtung der deklarierten Wähler mit einem Abgleich der Erinnerung, welche Partei zuletzt gewählt wurde, und mit dem tatsächlichen Wahlergebnis 2002 - kommt die ÖVP derzeit auf 40 Prozent. Die SPÖ kommt mit 31 Prozent deklarierten Wählern auf hochgerechnet 41 Prozent.

Der SPÖ-Chef und Kanzlerkandidat Alfred Gusenbauer hat dagegen weiterhin mäßige Werte: Nur 16 Prozent der Wahlberechtigten (rund halb so viele, wie sich zur SPÖ bekennen), würden Gusenbauer direkt zum Kanzler wählen.

In der Wählerschaft der SPÖ sind nur vier von zehn Befragten für eine Wahl Gusenbauers. David Pfarrhofer von market dazu: "Das ist nicht nur eine Schwäche des Kandidaten, das hängt auch mit dem Umgang der Partei mit dem Kandidaten zusammen: Wenn die selber nicht überzeugt auftreten, dass ihr Chef der Bestgeeignete ist und wenn sie ihn am Parteitag selbst nicht wählen, wer sollte es dann tun?"

Hohe, weit über den Werten seiner Partei liegende Zustimmung bekommt Alexander Van der Bellen. FPÖ-Chefin Ursula Haubner kann dagegen nicht einmal im eigenen, geschrumpften Lager punkten. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.2.2005)