Was ist legal, was illegal? Öyvind Fahlström kapert 1967 das Logo-Design des Ölmultis Esso In "Esso–LSD" weist er der illegalen halluzinogenen Droge LSD denselben Wiedererkennungswert zu wie dem international agierenden Großkonzern.

Foto: Lentos
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Marcel Duchamp: "L.H.O.O.Q." (1919)

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"Culture Jamming" bezeichnet Strategien des zivilen Ungehorsams – Strategien, die in Kunst und Kultur genauso ihre Spuren hinterlassen, wie sie politisch motivierten Aktivismus prägen. Das Lentos Kunstmuseum Linz verfolgt mit der Ausstellung Just do it! diese Spuren zurück.

Die Subversion der Zeichen von Marcel Duchamp bis Prada Meinhof setzt in dem Moment 1919 ein, den Duchamp nutzt, der Mona Lisa einen Schnurrbart ins Gesicht zu setzen, und die Ikone mit L.H.O.O.Q., der fonetischen Entsprechung für "Elle a chaud au cul" – "Ihr ist heiß am Arsch" – zu betiteln. Er definierte seinen subversiven Akt als "eine Kombination von Readymade und ikonoklastischem Dadaismus".

Am anderen Ende der Schau zum Potenzial der Umdeutung und Aneignung von Logos steht Olaf Nicolais Big Sneaker, ein überdimensionierter Nike-Sportschuh, der die abstruse Überbewertung der Marke gegenüber dem reinen Gebrauchswert des Turnschuhs symbolisiert. Und zugleich veranschaulicht, in welcher Form Kitsch sich zeigen kann: als Illusion des Gefühls der Geborgenheit in der Marke.

Historische Positionen dazwischen markieren etwa Ad Reinhardt mit seinem Stammbaum der Verästelungen im Kunstbetrieb (Museum Landscapes, 1968), Andy Warhols Brillo Boxes (1965), Peter Weibels Institutionskritik aus den 70er-Jahren oder Barbara Krugers mittlerweile klassische Descartes-Umdeutung: "I shop therefore I am" (1987). Just do it! führt über Kurt Schwitters' Benutzung der Buchstabenfolge MERZ, die der Dadaist aus dem Namen "Commerzbank" entwendet hat zu John Heartfield, den Punk-Fanzines der 70er-Jahre bis hin zu aktuellen Formen des Medienaktivismus.

Just do it! ist aber mehr als eine Akkumulation von Kunst-Produkten. Die Präsentation im Lentos ist ein dichter Mix aus diversen "kulturellen Störgeräuschen". Konsumobjekte wie T-Shirts oder Skateboards finden sich "gleichberechtigt" im Museum wie ein "Informations- und Arbeitsraum" mit ergänzenden und begleitenden Materialien: Dokumenten, Zeitschriften, audiovisuellen Medien, einem Kopierer und einem Internetzugang mit Links zu favorisierten Netzaktivismus-Adressen. Eine Vortragsreihe zur Thematik von Fake-, Anticopyright- und Culture-Jamming-Praktiken begleitet die Schau ebenso wie ein Filmprogramm und ein Konzert der "Neo-Protestsong-Interpretin" Gustav. Und Vorsicht mit Andy Warhols Brillo Boxes! Die könnten durchaus Mike Bidlo als Urheber haben: Not Warhol Brillo Boxes 1965 . (mm/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.2.2005)