Wien - Viele Wiener sind gern bereit, für eine „legale“ Putzfrau ein paar Schillinge mehr zu zahlen als für eine „schwarze“. Doch mehr als 132 Schilling die Stunde darf eine Putzfrau nicht kosten. Sonst würde gut ein Drittel der Leute lieber auf eine illegale Haushaltshilfe ausweichen. Das zeigt eine Studie über das „Homeservice“ in Wien.

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Putzen und bügeln

Das „Homeservice“ startete vor drei Jahren als Pilotprojekt. Arbeitslose Frauen – vor allem Mütter mit Problemen bei der Kinderbetreuung – wurden eingestellt und stundenweise in die Haushalte geschickt, meist zum Putzen und zum Bügeln. Damit sollte gleichzeitig den langzeitarbeitslosen Frauen geholfen und die Schwarzarbeit in den Haushalten zurückgedrängt werden. Beides wurde erreicht. Ein Drittel der Homeservice-Frauen haben inzwischen einen fixen Job und die Rückkehr in den „normalen“ Arbeitsmarkt geschafft.

Für einen 80er pro Stunde

Für die betroffenen Frauen springt beim „Homeservice“ nur 80 Schilling pro Stunde heraus. Einige von ihnen würden als Arbeitslose ähnlich viel kriegen, gehen aber lieber arbeiten. Die KundInnen zahlen 132 Schilling.

Doch die echten Kosten für die Putzfrauen liegen zwischen 232 und 291 Schilling, weil sie organisiert und für sie Steuern und Abgaben gezahlt werden müssen. Soviel ist keine Familie bereit, für dieses Service zu zahlen, wie reich die Familien auch sind. Vielen ist schon der jetzige Preis schlichtweg zu teuer.

 

Förderung zahlt sich aus

Aktionen wie das „Homeservice“ müssen demnach öffentlich unterstützt werden, sonst funktionieren sie nicht. Das Wiener Arbeitsmarktservice, der Wiener ArbeitnehmerInnenförderfonds (WAFF) und nun auch der Europäische Sozialfonds tun dies. Doch die Förderung zahlt sich aus. Statt weiter Abeitslosengeld und Notstandshilfe zu bezahlten, können die Frauen dank ihrer Beschäfti gung beim „Homeservice“ nun selber Steuern und Abgaben zahlen. Insgesamt, so die Studie von Andrea Holzmann-Jenkins von der Sozialökonimischen Forschungsstelle, hat das "Homeservice" allein in der Anfangsphase fiskalische Einsparungen von 1,3 Mio Schilling gebracht.

4 500 neue Jobs möglich

Allein in Wien, so die Studie, wären 5,3 Millionen "Homeservice-Stunden" im Jahr gefragt. Alledings nur, wenn der Stundenpreis unverändert bleibt. 4.500 Arbeitslose könnten damit beschäftigt werden. Gelänge es, wenigstens ein Viertel dieses Potentials auszuschöpfen, könnten 1.000 Arbeitslose davon profitieren.

Meist nur Notlösung

Nur ein Teil der Frauen, die im "Homeservice" arbeiten, sind schlecht ausgebildet und wollen in diesem Bereich bleiben. Für die meisten ist es nur eine Art Notlösung. Viele schicken sich drein, weil sie im angestammten Beruf die Kinderbetreuung einfach nicht schaffen. Das trifft insbesondere auf Verkäuferinnen zu, die für den langen Samstag niemanden für die Kinder finden. Wieder andere Frauen haben familiär eine derart schwierige Situation, dass sie sonst zu keiner Arbeit kämen.

Männer lehnen ab

Eigentlich könnten sich auch Männer für Arbeiten in Haushalt und Garten bewerben. Doch beim "Wiener Homservice" ist kein einziger Mann beschäftigt. Auch in allen anderen ähnlich gelagerten Projekten in ganz Österreich ist kaum ein Mann zu finden. Hie und da, berichten die Leiterinnen, würden sich zwar auch Männer bewerben. Doch aufgrund der schlechten Bezahlung lehnen diese so einen Transitjob ab.

Interessantes Detail: Nur knapp ein Viertel der KundInnen halten Männer für nicht oder weniger geeignet, Hausarbeiten durchzuführen. Trotzdem haben sie dafür lieber eine Frau.

Keine will in Pflegeberuf

Inzwischen arbeitet das "Homeservice" in Wien mit 45 Frauen und hat 1000 Kunden. Den Frauen wird auch Weiterbildung angeboten, mit dem Ziel, sie so schnell als möglich in fixe Jobs zu bringen. Auffallendes Kennzeichen: Kaum eine der Frauen hat Lust, alte oder kranke Menschen zu pflegen.

Die KundInnen des "Homeservices" sind vor allem Haushalte mit zwei Personen und Singles. Beruflich sind es Angestellte, Beamte und Selbsständige, die sich stundenweise eine Haushaltshilfe anmieten. Weniger vertreten sind Pensionisten und Arbeiterfamilien. (Lydia Ninz)