Foto: Buchcover
Wann war - oder ist - die beste Zeit des Lebens? Eine sehr individuelle Frage, die auf ganz persönlichen Betrachtungsweisen beruht und wahrscheinlich erst kurz vor dem Tod von jeder einzelnen Person wahrlich beantwortet werden kann. Die Ergebnisse würden vermutlich sehr vielfältig sein. Ute Karen Seggelke hat im vorliegenden Bildband siebenundzwanzig Frauen fotografiert und interviewt und auf diese Weise sind Porträts zustande gekommen, die Aufschluss geben über eine Generation von Frauen, die zwischen fünfzig und siebzig Jahre alt ist. Behauptet doch der Großteil, die beste Zeit ihres Lebens hätte soeben erst begonnen.

Natürlich ist uns bewusst, dass die hier vorgestellten Frauen nicht unbedingt repräsentativ sind und dadurch mit der Durchschnittsfrau schwer vergleichbar. Sie sind Künstlerinnen in den unterschiedlichsten Richtungen, Unternehmerinnen, Therapeutinnen, Steuerberaterinnen ... aber auch Hausfrauen, Wirtinnen, Bäuerinnen etc. Alle recht gut situiert bis wohlhabend. Und erfolgreich, wobei sich dieser Erfolg nicht unbedingt auf dem Bankkonto auswirken muss. Das Beeindruckendste an diesen Frauen ist jedoch nicht ihr Ruhm, sondern ihre Authentizität, die sie vor allem durch Mut zum Risiko erzielt haben. Diese Frauen sind umwerfend couragiert.

Bemerkenswert, wenn auch nicht allgemein gültig, bleibt trotzdem, dass sich eine große Zahl von Frauen im Alter von fünfzig und mehr Jahren für jung, agil und äußerst lebendig befindet. Nicht, weil dies nicht vorstellbar, sondern weil noch vor nicht allzu langer Zeit eine Befragung nach der besten Zeit des Lebens anders ausgefallen wäre. Eine Mehrheit hätte geantwortet, dass die schönste Zeit ihre Jugend, die ja noch immer medial als Hoch-Zeit glorrifiziert wird, nun vorbei sei und damit sowas wie ein Abstieg zum Alter und ins Grab vonstatten gehe. Und nun diese veränderte Neuheit in der Masse. Das macht Freude! Ein großartiges Buch, nicht nur für Frauen jeder Generation interessant und ermutigend! (dabu)