Klagenfurt - Am Sonntag tritt die Vergabejury für den Neubau des Klagenfurter EM-Stadions unter strengster Geheimhaltung in Klagenfurt zusammen, um den Bestbieter zu ermitteln. Jede weitere Indiskretion könnte die Chancen der unterlegenen Bieter auf möglicherweise horrende Schadenersatz erhöhen. Spätestens am Montag wird feststehen, wer das Klagenfurter Stadion baut.

Sechs Bieter haben sich um den 60 Mio. Euro Auftrag beworben. Seit dem Wiener AKH-Skandal hat es wohl kein öffentliches Bauprojekt gegeben, das augenscheinlicher rechtswidrige Praktiken und politische Begehrlichkeiten um die Bauvergabe sichtbar gemacht hätte. Blenden wir zurück. Von Anfang an versucht Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider und seine FPÖ die Strabag von Hans Peter Haselsteiner ins Spiel zu bringen.

So präsentierte er schon mit der damaligen Sportministerin Susanne Riess-Passer in Wien das von Haselsteiner privat finanzierte Wörthersee-Arena-Projekt. Es wurde in den Stadtgremien mehrheitlich abgelehnt.

Der entscheidende "Regiefehler" dürfte dann bei jener denkwürdigen Sitzung der Vergabekommission am 17. November im Klagenfurter Konzerthaus passiert sein. Bei der Sichtung der Angebote im Beisein des Klagenfurter Bürgermeisters Harald Scheuchers und Haiders stellte sich heraus, dass nicht die Strabag, sondern die Porr Best- und Billigstbieter ist. Haider und die drei Landesvertreter in der Jury sprechen sich gegen die Porr aus. Die Angebote werden danach in einem Safe des Konzerthauses gesperrt.

Martin Platzer, der technisch-juristische Konsulent der Vergabekommission hatte sie allerdings gezielt durcheinander gebracht. Am nächsten Tag findet er sie wieder - fein säuberlich geordnet. Es folgen die ersten Anzeigen von Platzer, der einen bestimmten Verdacht hegt - und von Konzerthaus-Direktor und Kommissionsvertreter des Landes Kärnten Franz Widrich, der sich zu Unrecht verdächtigt fühlt. Einige Wochen später taucht ein Aktenvermerk des Jurymitglieds Hermann Eisenköck auf, in dem darauf hingewiesen wird, dass die Strabag über die Bieterunterlagen verfüge, bereits Vorleistungen erbracht und daher Anspruch auf den Auftrag habe, der von ganz oben versprochen worden sei. Eisenköck interpretiert das als finanzielle Wahlkampfhilfe für die Kärntner FPÖ, zieht diese Version jedoch unter der Androhung einer 20 Mio. Euro-Klage von Haselsteiner wieder zurück. Daraufhin nimmt die Antikorruptionsabteilung des Innenministeriums (BIA) Ermittlungen wegen verbotener Bieterabsprachen, illegaler Parteienfinanzierung, Amtsmissbrauch etc. auf. Die Justiz legt die Ermittlungen des BIA aber als zu wenig substratreich zurück.

Haider Versuch das Vergabeverfahren wegen schwerer Verfahrensmängel zu stoppen misslingt. Nachdem sämtliche Bieterdetails in einer Kärntner Wochenzeitung erscheinen, droht das Verfahren endgültig zu kippen. Konzerthausdirektor Widrich wird als Geheimnisverräter verdächtigt, dementiert jedoch heftig. Zuletzt trat Haider die sogenannte Abhöraffäre los. (stein/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.3.2005)