Typisches Landesmuseum mit Mehrspartenprogramm: Ferdinandeum, Innsbruck.

Foto: Ferdinandeum
Auch ein kürzlich eröffneter Erweiterungsbau hat daran nur wenig verändert.


Innsbruck - Im Gründungsstatut des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum von 1823 sind in "artistischer Hinsicht" folgende Tätigkeitsbereiche vorgesehen: "Eine Bildergalerie vaterländischer Maler, ein Kunstkabinett mit den Produkten tirolischer Künstler, ohne selbst die glücklichen Versuche junger sich selbst überlassender Genies davon auszuschließen, ein Produkten-Saal, worin alle vaterländischen Manufaktur-Erzeugnisse und Erfindungen oder deren Modelle aufbewahrt werden."

Über Schenkungen und Legate wurde die Ausrichtung des Hauses noch im 19. Jahrhundert dann doch internationaler: Gotisches aus Italien fand ebenso in die Sammlung, wie niederländische Malerei mit Rembrandt, Aelbert de Cuyp oder Gerard ter Broch. Und natürlich kommt an den kunsthistorischen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums nicht vorbei, wer Albin Egger-Lienz studieren, oder Max Weiler erleben will. (Bis 27. März läuft noch eine der fast schon rituellen Weiler-Ausstellungen mit 35 Werken aus dem Bestand des Ferdinandeums.)

Als klassisches Mehrspartenmuseum, das sieben Sammlungen (Vor- und Frühgeschichte, Kunstgeschichte, Grafik, Musik, Geschichte, Naturwissenschaften, Bibliothek) an drei Standorten umfasst, ist der Anteil zeitgenössischer Kunst, und damit die Rolle im des Ferdinandeums im diesbezüglichen Ausstellungsgeschehen entsprechend klein. Zwar wurde das Haus mit dem Umbau entstaubt und gelüftet, und eine Moderne Galerie im 2003 eröffneten Erweiterungsbau eingerichtet, das Programm bleibt aber stark in der Region verhaftet.

1973 wurde die Sammlung der Moderne erstmals präsentiert. Ermöglicht wurde das Sammeln von Zeitgenossen durch eine 1964 initiierte "Olympiastiftung". Aktuelle Erweiterungen bleiben bei einem minimalen Ankaufsbudget überschaubar, bisweilen können Kustodenwünsche über das Landeskulturbudget erfüllt werden. Zusätzlich können wie in den anderen Landesmuseen auch mit Mitteln der Galerieförderung des Bundes Arbeiten in Tiroler Galerien erworben werden.

Der Versuch, "Quote zu machen", gleicht im Tiroler Landesmuseum jenen anderer Häuser: Von Juni bis September heißt es dort in der Hoffnung auf ordentliche Breitenwirkung Henri de Toulouse Lautrec - Noblesse des Gewöhnlichen. Leihgeber der Spekulationsobjekte wird das Kupferstichkabinett Dresden sein.

Zudem wird mit Landschaftsbildern aus dem 19. Jahrhundert versucht, das Fernweh nach Italien zu stillen, und da Wien doch weit ist, sollten auch Stimmungsbilder aus der Österreichischen Galerie Belvedere für regen Zulauf sorgen.

An einer Positionierung im Bereich Gegenwartskunst wird gearbeitet. Etwa mit der für Oktober geplanten Schau Figurative Malerei im Kontext von Tradition und neuen Medien . Überregional bzw. international beachtet werden aber nicht die Schauen im Landesmuseum, sondern die engagierten Programme von Kunsthalle Innsbruck und der Galerie im Taxispalais sowie die Skulpturenpräsentationen im Schlosspark von Ambras. (DER STANDARD, Printausgabe, 05./06.03.2005)