etat.at: Verstehen Sie die Entscheidung des CCA-Vorstandes, die ÖBB-Kampagne "Wie Zuhause" zu disqualifizieren?

Lauber: Wir verstehen, dass eine Entscheidung getroffen werden musste und sind sicher, dass sie in jedem Fall umstritten gewesen wäre. Tibor Bárci hat sich sehr korrekt verhalten und den Fall sicher nicht auf die leichte Schulter genommen.

Die Frage ist also nicht, ob wir die Entscheidung verstehen, sondern eine viel grundsätzlichere: handelt es sich automatisch um Plagiat, wenn zwei Menschen unabhängig voneinander die gleiche Idee haben? Wir meinen nicht. Daher haben wir die Einreichung nicht zurückgezogen, obwohl man uns diese Möglichkeit angeboten hatte. Wir hatten die Idee nunmal. Und sie wurde auch international bereits ausgezeichnet.

etat.at: In einer Stellungnahme gegenüber dem CCA beurteilen Sie die Parallelitäten wörtlich: "Wir streiten die Übereinstimmung der visuellen Grundidee nicht ab", betonen aber, dass "keinen der an der ÖBB-Kampagne beteiligten Personen der TVG-Spot geläufig" sei. Wie kam es zur Idee der Kampagne?

Lauber: So wie immer: es werden intern viele Ideen erarbeitet und einige wenige bleiben dann über und werden präsentiert. Und man versucht immer, eine neue, überraschende Lösung zu finden. Diesmal gab's die leider schon in einer verblüffend ähnlichen Umsetzung. Aber nachher ist bekanntlich jeder gescheiter – und bis vor wenigen Tagen kannten wir die jetzt aufgebrachten Beispiele tatsächlich nicht. Man kann auch nicht erwarten, dass ein Kreativer alle TV-Spots der letzten 20 Jahre kennt.

Zum Thema TGV: ich finde, dass unsere Spots, vor allem der "Büro"-Spot, dem Air Canada Spot wesentlich näher sind als der TVG Umsetzung. Der Air Canada Spot war übrigens auch viel früher da als TGV. Damit führt sich das Argument, wir hätten Anleihe am TGV-Spot genommen, ad absurdum. Denn man müsste auch den TGV-Spot als unoriginell betrachten.

etat.at: Wie reagieren die Werbeverantwortlichen der ÖBB auf die Disqualifizierung bzw. auf die Parallelitäten mit den Kampagnen zu Air Canada bzw. TGV?

Lauber: Gar nicht. Wir haben für die ÖBB schon so viel nationale und internationale Anerkennung bekommen und waren kein einziges Mal mit dem Vorwurf des "Kupferns" konfrontiert. Die Werbeverantwortlichen bei der ÖBB kennen unseren Ehrgeiz und wissen, dass wir keinen Spass daran hätten, Ideen zu klauen.

etat.at: Derzeit nimmt LZS/Grill/Thompson z.b. als Etathalter am Pitch um den Libro-Etat teil. Welche Auswirkungen hat die bekannt gewordene Disqualifizierung auf Ihre Agentur? Befürchten Sie ev. Ressentiments der Kunden gegenüber ihrer kreativen Arbeit?

Lauber: Nein. Siehe oben.

etat.at: Werden wir Sie am Freitag bei der CCA-Gala treffen oder bleiben Sie aus "Protest" zuhause?

Lauber: Es gibt keinen Anlass für Protest. Außerdem sind wir ja auch mit anderen Arbeiten – unter anderem für die ÖBB - nominiert. (ae)