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Wien - "Das ist keine Lifestyle-Ausstellung, das haben wir anderen überlassen", stellt Gabriele Zuna-Kratky, Direktorin des Technischen Museums in Wien, gleich einmal klar. Dafür aber präsentiert ihr Haus zum "Gedankenjahr" eine umfassende Schau über den wirtschaftlichen Wiederaufbau Österreichs. Bei "Österreich baut auf - Wieder-Aufbau & Marshall-Plan" werden zum Teil Raritäten aus der Zeit der frühen 50er-Jahre gezeigt.

Das Thema wird auch für Jugendliche sinnlich erfahrbar aufbereitet - wie etwa Beiträge zu den Care-Paketen, die in der bittersten Not nach '45 geschickt wurden. Zuna-Kratky: "Wer einmal ein Glas Wasser mit einer Wasseraufbereitungstablette getrunken hat, vergisst das nicht so leicht."

Der Schmelztiegel

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die US-Wirtschaftshilfe über dem Marshall-Plan - dieses "European Recovery Program" (ERP) ist über den originalen LD-Tiegel der Voest in Linz oder Objekte zum Kraftwerk Kaprun auch in der Dauerausstellung des Hauses stets präsent.

Dazu nun die Sonderausstellung auf 500 Quadratmetern. Etwa mit raren Filmen aus dem "Österreichischen Produktivitätszentrum". Oder zehn originale Mehlsäcke, die dokumentieren, wie der Marshall-Plan funktionierte: Zwischen 1948 und 1953 kauften die USA Rohstoffe und Güter im Wert von insgesamt einer Milliarde Dollar. Die Güter wurden dem Staat Österreich geschenkt - der sie wiederum verkaufte und den Erlös in Industrieprojekte investierte.

Die Elektrifizierung Das Geld kam vor allem der E-Wirtschaft, der Stahlindustrie, aber auch den ÖBB zugute, wie Kurator Kurator Georg Rigele erläutert: "Die Elektrifizierung der Westbahn war einer der seltenen Fälle, dass ERP-Mittel in einer Ostzone investiert wurden."

Die "Nachfahren" des Marshall-Plans sind heute noch aktiv: 1962 wurden die Mittel an die Republik Österreich übergeben, aus denen der ERP-Fonds bis heute günstige Kredite der Wirtschaft zur Verfügung stellt. "Derzeit vor allem in Regionalfördergebiete wie Grenzregionen", wie Kurt Löffler vom ERP-Fonds erläutert. Gleichzeitig wurde aber auch eine 30-Millionen-Euro-Stiftung eingerichtet, die es jungen österreichischen Wissenschaftern ermöglicht, in den USA tätig zu sein - "um auch ein wenig europäisches Gedankengut in den USA einzubringen". (Roman David-Freihsl, DER STANDARD – Printausgabe, 15.03.2005)