Wien/Innsbruck – Der Wiener Verkehrsplaner Max Herry schätzt die Kosten für den Brennerbasistunnel (BBT) weit höher als offiziell angenommen. "Ich glaube, der Tunnel wird bis zur Fertigstellung mindestens 15 Milliarden Euro kosten, inklusive Finanzierungskosten", sagt Herry dem STANDARD. Verkehrsminister Hubert Gorbach hatte im Jänner erstmals von neun Milliarden Euro gesprochen. Zuvor war stets von sechs Milliarden die Rede.

Herry begründet seine Schätzung mit "Erfahrungen bei ähnlichen Bauwerken wie dem Gotthard-Basistunnel". Das Budget für die Schweizer Alpentransversale (Neat) wuchs seit 1999 von 12,6 Mrd. auf 17,2 Mrd. Franken (rund acht bzw. elf Mrd. Euro). Das Berner Bundesamt für Verkehr macht dafür die Geologie und Bahntechnik verantwortlich. "Am Brenner haben wir aber noch viel schwierigere geologische Verhältnisse", sagt Herry.

BBT weist Aussagen zurück BBT-Chef Hans Lindenberger weist die Aussagen "entschieden zurück". Die Schätzung "entbehrt jeglicher Grundlage", sagte er dem STANDARD. "Übereinstimmend mit dem Ministerium gehen wir von maximal sechs Milliarden Euro Baukosten aus", die Finanzierungskosten "betragen "höchstens 50 Prozent davon", so Lindenberger. Verkehrsökonom Herry sieht "derzeit eine eher düstere Entwicklung" für den Brennertunnel: Die Möglichkeiten einer Querfinanzierung Straße – Schiene "sind gering". "Von Anrechnung externer Kosten", also Umwelt- und Sozialkosten, bei der Lkw-Maut sei bei der aktuell diskutierten EU-Mautrichtlinie "kaum mehr die Rede". Ohne kräftige Maut-Erhöhung sei die Schiene zudem nicht wettbewerbsfähig. Daher sollte man auch an Alternativen zum Tunnel, etwa Fahrverbote denken. (Benedikt Sauer, DER STANDARD – Printausgabe, 25. März 2005)