Vom Eise befreit sind Stein und Bäche, singt der Dichter, aber was man derzeit knacksen und bröckeln hört, ist nicht das Eis, sondern das Weltbild der kleinen Zufallskolumnistin. Felix Austria, frage ich, tu, berühmt für gewinnträchtiges Heiraten, was soll das plötzliche spießbürgerliche Gezeter um Scheinehen? Darf man hier zu Lande nicht mehr heiraten, wenn man Bargeld dafür bekommt? Warum sollte man denn sonst heiraten?

Jetzt, so liest man (knacks, splitter) sollen Kommissare untersuchen, ob Ehen zwischen Nicht-Schengenern und Österreichern auf finanziellen Deals beruhen. Man fordert den Nachweis von zärtlichen Banden (knacks, splitter,) für eine gültige Ehe. Und forscht nach, ob nicht vor dem Standesamt Scheinchen die Besitzer gewechselt haben. Vor 150 Jahren hätte man vermutlich jede Dame für verrückt erklärt, die vor dem Standesamt nicht ein kleines Kapital eingestrichen hätte. Oder jeden Herrn. Man stelle sich vor, Philippine Welser, geldige Augsburgerin, wäre groschenlos auf die marode Habsburger-Burg in Tirol gekommen - was für eine uninteressante Ehe wäre das geworden. Da doch ein paar Scheinchen im Heiratsgut waren, hat sie etliche Kochbücher und die Sauce Tyrolienne hervorgebracht. Der eine hat eben Mittel, der andere hat den Titel.

Wenn ich Ehekommissar Zufall spielen müsste, würde ich zuerst die Frau Thyssen aufsuchen, um zu fragen, ob nicht ein bisschen Bargeld in der Mitgift gewesen wäre, was auch Herr Habsburg vermutlich nicht abstreiten würde. Daraufhin würde ich den harten Verdacht auf eine Scheinchen-Ehe zu Protokoll geben, einen Lauschplatz unter dem Ehebett beziehen und nicht eher rasten und ruhen, bis sich der Bundespräsident für mein peinliches Verhalten entschuldigen müsste. Danach würde ich natürlich degradiert und auf Wiener Bezirksebene eingesetzt werden. Unverdrossen würde ich mich mit einer alten Kronen Zeitung zu Herrn Koller und Frau Zilk begeben. "Wie war das noch mal, Frau Zilk? Sie haben nachweislich Ihrem Gatten einen Mercedes geschenkt, obwohl Sie hier angeben, dass dies nicht zum geringsten Austausch von Zärtlichkeiten geführt hat! Vor den Annulierungsrichter, Sie Scheinchen-Paar!" "Aber wir sind doch sonst ein Dream-Team!", würden Frau Zilk und Herr Koller flöten, umsonst, weil ja staatliche Zärtlichkeitsobsession heutzutage die Musik macht.

Ich versteh nicht, warum Direktor K. von der R-Bank nicht ein offenes Wörtchen mit der ÖVP spricht. Sonst ist man doch heilfroh, wenn ausländische Investoren ein paar Scheinchen dem Landesvermögen zutragen. Vielleicht ist sogar eine Philippinin darunter, die die Sauce Villach erfindet.

Ihre Cosima Reif, Zufallskolumnistin
(Der Standard/rondo/1/4/2005)