Gun Crazy
(Joseph H. Lewis 1950)
7.4. 19:00
24.4. 21:15

Foto: Filmmuseum
Wien - Hochkarätige Lectures begleiten den zweiten Teil der Film-Noir-Retrospektive "You Can't Win" im Österreichischen Filmmuseum, bei der im April rund 90 Filme von 1948 bis 2001 auf dem Programm stehen. Den Auftakt der in Kooperation mit Synema - Gesellschaft für Filmtheorie organisierten freitägigen Vortragsreihe macht am Freitag, 1.4., die Leiterin der Albertina- Fotosammlung Monika Faber, über "Die Dramaturgie des Blitzlichts. Fotografie in der nächtlichen Stadt".

Ein "Bonustrack" zwischen Freitagsterminen

Am Samstag (2.4.) gibt es als "Bonus Track" eine Einführung des US-Fotokünstlers Allan Sekula zu Robert Aldrichs "Kiss Me Deadly" (1955), anlässlich der Filmmuseum-Premiere von Sekulas "The Lottery of the Sea" am selben Tag.

Am 8. April spricht Lutz Koepnick (Washington University, St. Louis) unter dem Titel "Im Zeichen triumphalen Unheils" über Film Noir und die Dialektik der Aufklärung. Am 15. April ist der Wiener Filmemacher und Kulturhistoriker Hans Scheugl mit "Night Must Fall - Der Geschlechterkampf an der US-Heimatfront des 2. Weltkriegs" zu Gast, am 22. April der Filmemacher und Kulturhistoriker Thom Andersen (California Institute of the Arts) mit "'Film Gris' Reconsidered" und am 29. April die Zürcher Literaturwissenschafterin Elisabeth Bronfen mit "Glück, Zufall, Schicksal: Der nächtliche Schauplatz im Film noir und seine weiblichen Verkörperungen".

"Konzept Noir"

Im Zentrum des zweiten Teils der Film-Noir-Retrospektive stehen die Hochblüte der Gattung in den späten 40er und 50er Jahren sowie die Erweiterungen, die das "Konzept Noir" bis hin zum Kino der Gegenwart erlebt hat, kündigt das Filmmuseum an. Dazu gehören etwa die Klassiker von Orson Welles ("Touch of Evil"), Fritz Lang ("The Big Heat") oder Billy Wilder ("Sunset Boulevard"), aber auch herausragenden Billigproduktionen von Joseph H. Lewis ("The Big Combo") und Cy Endfield ("The Sound of Fury"), sowie die Blütezeit des europäischen Noir, mit Carol Reeds "The Third Man" und Yves Allegrets "Une si petit jolie petit plage" und den Filmen der deutschsprachigen Re-Emigranten Peter Lorre ("Der Verlorene") und John Brahm ("Die goldene Pest").

Der Bogen spannt sich weiter über den amerikanischen "Post-Noir" ("Taxi Driver", "The Manchurian Candidate") und die neuerliche Befruchtung zwischen europäischem und US-Kino, eingeleitet von der Nouvelle Vague mit ihrem Faible für finstere B-Pictures, bis zum Kino von David Lynch und dem Begriff des "Neo-Noir", für den die Schau u.a. Laurent Cantets "L'Emploi du temps" als Beispiel ausgesucht hat. Dazwischen streift die Retro u.a. einen aus US-Mythen gespeisten Existenzialismus in Europa (vertreten etwa durch Jean-Pierre Melville, Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders und Alain Cornea) und die Verlagerung der Noir-Erfahrung in die Science Fiction, z.B. bei Chris Marker und Ridley Scott, dessen "Blade Runner"-Ästhetik zur einflussreichsten Quelle für die inflationäre Klassifizierung "Neo-Noir" geworden ist. (APA)