"we lost. long time ago" heißt diese Wandarbeit (2004) aus schwarzem Vinyltape von Thomas Wagensommerer.

Foto: unttld contemporary

Wien - Das ehemalige Alphaville ist jetzt die Galerie unttld contemporary: Die schmiedeeisernen Filmkader, die das Geländer in der ehemaligen Videothek für Cineasten zierten, hat man belassen, ansonsten wurden die Räume aber renoviert. Film- und Videokunst wird hier aber wohl auch künftig eine Rolle spielen. Eine Spezialisierung auf Medienkunst ist in der neuen Wien-Dependance der Grazer Galerie Zimmermann Kratochwill dennoch nicht zu erwarten: Bereits die Eröffnungsausstellung onwards and upwards versammelte sowohl thematisch als auch medial sehr verschiedene Positionen.

Gleich zu Beginn sieht man etwa vier Bilder von Christian Egger (geb. 1978), die im Rahmen einer Neueröffnung nicht unwitzig sind: Über rohe Leinwände hat der Künstler transparente Verpackungsfolien gespannt, die den Eindruck des Unfertigen und Vorläufigen vermitteln. Geht man näher heran, erkennt man auch noch ein Preisschild; auf den Folien zeichnen sich abstrakte, mit Klebstoff aufgetragene Muster ab. Damit vermag Egger visuell zwar nicht gänzlich zu überzeugen. Es ist allerdings ein sehr selbstironischer Kommentar zum Künstlergenie.

Dieses tritt auch bei Thomas Wagensommerer (geb. 1987) in den Hintergrund: Ausgangspunkt seines Videos black bars ist ein Suchalgorithmus, mit dem Wagensommerer Überlegungen des Autors David Foster Wallace zur Verfasstheit des Denkens zu übersetzen versucht. Man sieht Texte und Wörter, die sich überlagern und zu komplexen Strukturen formieren, während gesprochene Sprache zu einem nicht mehr zu dechiffrierenden Rauschen wird.

Während Wagensommerer den Durchblick bewusst verweigert, stellt Ruth Schnell (geb. 1956) einen ganz realen Ausblick zur Diskussion: Zu sehen sind Fotografien des 1938 von Zwangsarbeitern erbauten Silvretta-Stausees und zwei vergoldete Steine. Der Künstlerin geht es um die Aufarbeitung der Geschichte des Bauwerks - die Golden Nuggets erinnern dabei an Ausbeutung und Profitgier. An der symbolischen Macht des Bildes und seinem Stellenwert im kollektiven nationalen Gedächtnis wird aber nicht wirklich gekratzt. (Christa Benzer, DER STANDARD, 22.5.2014)