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Geert Wilders wurde von den Wählern arg zerzaust.

Foto: Reuters/Kooren

Amsterdam/London - Die EU-Wahl in den Niederlanden hat am Donnerstagabend mit einer Überraschung geendet: Viele hatten damit gerechnet, dass die antieuropäische Partei für die Freiheit des Rechtspopulisten Geert Wilders auf Platz eins landen würde, tatsächlich dürfte sie ersten Prognosen zufolge aber gegenüber der vergangenen Wahl Stimmen verloren haben und nur auf dem dritten oder sogar vierten Platz gelandet sein.

In den vergangenen Wochen waren Meinungsforscher davon ausgegangen, dass die Wilders-Partei zur stärksten Kraft in den Niederlanden werden würde.

Fünf Prozent weniger als 2009

An erster und zweiter Stelle liegen offenbar klar die proeuropäischen Parteien. Das geht aus den Prognosen hervor, die das niederländische Fernsehen am Donnerstagabend nach Schließung der Wahllokale veröffentlichte. Für die Prognose wurden 40.000 Wähler nach der Stimmabgabe befragt.

Die linksliberale Partei D66 kommt demnach auf 15,6 Prozent und liegt damit fast gleichauf mit den Christdemokraten (15,2).  Wilders' PVV kommt auf 12,2 Prozent, knapp fünf Prozentpunkte weniger als 2009.

Strache-Vertrauter

Wilders hatte im Herbst 2013 ein Bündnis mit Marine Le Pen und ihrem rechtsextremen Front National geschlossen. Gemeinsam mit weiteren Europaskeptikern, darunter auch die FPÖ von Heinz-Christian Strache, wollen sie "das Monster Brüssel" besiegen und die EU von innen aushöhlen, wie das im Wahlkampf formuliert wurde.

Zuletzt hatte der 50-jährige Wilders seine islamfeindlichen Parolen, die ihn bekannt gemacht hatten, etwas zurückgenommen und seine Kritik vor allem gegen die EU gerichtet. Er will nicht nur den Euro abschaffen, sondern die ganze Union auflösen. Wilders ist überzeugt, dass das der Exportnation Niederlande nicht schaden, sondern nützen würde.

Radikale Parolen

Seine radikale Parolen, als er etwa im März seinen Anhängern zurief: "Wollt ihr mehr oder weniger Marokkaner?", hatten bei allen anderen Parteien für Empörung gesorgt und waren offenbar auch bei den eigenen Wählern nicht gut angekommen.

In Großbritannien, wo am Donnerstag ebenfalls gewählt wurde, rechneten Demoskopen mit deutlichen Gewinnen für die rechtsgerichtete UKIP, die vor allem mit einem EU-Austritt und dem Thema Zuwanderung Stimmung gemacht hat. In dem traditionell europakritischen Land könnten die Rechtspopulisten ganz vorne liegen. Nach den Niederländern und den Briten sind am Freitag die Iren und Tschechen bei der Europawahl an der Reihe. In Tschechien dürfte Umfragen zufolge die neue Bewegung ANO des Großunternehmers Andrej Babis ihren Höhenflug fortsetzen. In Irland rechneten Meinungsforscher mit einem starken Abschneiden der linksgerichteten Sinn Fein des ehemaligen IRA-Mannes Gerry Adams. (APA, dpa, Reuters, 22.5.2014)