1956 gab man Bonbons in solch frivol gestaltete Döschen.

Foto: Augarten

Sagt man hierzulande Porzellan, kommt man am Namen Augarten nicht vorbei. Die Wiener Manufaktur mit ihrer gut 300-jährigen Geschichte ist fast ein Synonym für diesen Werkstoff, so wie dies Meißen oder Nymphenburg in Deutschland sind.

Sagt man noch einmal Porzellan, denkt man auch gern an die 1950er-Jahre, als das Material so wie Mode und Musik erstmals in Farbe und Form ein Stück weit ausflippen durfte. Diesem Aufbruch widmet das Porzellanmuseum im Augarten ab 5. Juni unter dem Titel "Swinging Teatim"e eine Ausstellung von circa 100 Exponaten. Wer glaubt, das sei designtechnisch eine eher staubige Angelegenheit, der irrt.

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Die unpublizierten Entwürfe und originalen Porzellane weisen eine Formen- und Dekorsprache auf, die einerseits an die zeitlosen Vorgänger der 1920er- und 1930er-Jahre erinnern, andererseits aber zeigen, wie es gutes Design schafft, in die Zukunft zu weisen.

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Allein für diesen Schritt ins Gestern und Morgen lohnt es sich, die Arbeiten anzusehen, an deren Studium sich auch eine Schar zeitgenössischer Designer erfreuen dürfte.

Monochrom

Farblich kommen die Rauchsets, Vasen, Zuckerdosen und Sahnegießer zum Teil monochrom daher, dann wieder in den für die Zeit typischen Farben wie Apfelgrün, Pink, allerdings ohne aufdringlich zu schreien. Formal wirken manche Entwürfe "vegetabil", also pflanzlich, wie es bei Augarten heißt. Man könnte auch von einer frühen, leisen, aber deutlichen Variante von organischem Design sprechen.

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Wenn Scherben wirklich Glück bringen, dann kann man sich hier eine ganze Menge davon anschauen, denn als Scherben wird nicht nur Zerdepschtes bezeichnet, sondern auch das für die Herstellung keramischer Erzeugnisse oder keramischer Massen gebrannte Gemisch. Wer nur aus nostalgischen Gründen das Museum besucht, darf sich auf einen ebenfalls ausgestellten Puch-Roller, ein bisschen Vintage-Mode sowie eine Wohnzimmereinrichtung im Stil der Fifties freuen. (Michael Hausenblas, Rondo, DER STANDARD, 30.5.2014)

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