Mit Eugen Freunds Kandidatur für die SPÖ war für Harald Vilimsky "der Beweis erbracht": Der ORF ist ein Rotfunk. Das war Mitte Jänner 2014. Dienstag teilte die FPÖ Vorarlberg dem ORF-Landesdirektor mit, dass Christoph Waibel, der seit elf Jahren "Vorarlberg heute" präsentierte, nun für die FPÖ kandidiert. Im Jänner forderte Vilimsky noch eine "Abkühlphase", wenn ORF-Mitarbeiter in die Politik wechseln.

Die "Abkühlphase" für ORF-Stiftungsräte, die ins ORF-Direktorium wechseln wollen, dauert laut Governance Kodex inzwischen zwei Jahre. Vilimsky dazu im Jänner:  "Dies wäre auch im ureigensten Interesse des ORF selbst, der sich so zumindest nach Außen hin seine Glaubwürdigkeit bewahren könnte." Waibel moderierte nach ORF-Infos bis vor zehn Tagen.

"Massiver Imageschaden für den ORF"

"Spätestens mit dem Outing von Eugen Freund als Spitzenkandidat der SPÖ bei der kommenden EU-Wahl, hat der ORF ein massives Glaubwürdigkeitsproblem bekommen", legte Vilimsky im Jänner noch nach: "Ich vermisse den Aufschrei des 'unabhängigen Redakteursrates', denn die Kandidatur eines ZiB-Moderators desavouiert die gesamte ORF-Informationsmannschaft und kostet sie ihre nach Außen getragene Objektivität", so Vilimsky.

Und weiter im Pressedienst der FPÖ: Die Causa Freund beweise einmal mehr, dass es mit der öffentlich-rechtlichen Unabhängigkeit, die der ORF so gerne betone, nicht weit her sei, so Vilimsky. "Wie kann ein Nachrichtenmoderator in der abendlichen ZiB glaubwürdig wirken, wenn die Zuseher befürchten müssen, ihn am nächsten Tag als Politiker vorgesetzt zu bekommen?", so Vilimsky.

"Schmierentheater"

"Kein Wunder, dass sich die ORF-Konsumenten dieses Schmierentheater nicht mehr bieten lassen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Rücken kehren, was auch die sinkenden Marktanteile deutlich belegen", so Vilimsky, der durch die Kandidatur Freunds einen massiven Imageschaden für den ORF befürchtet.

Freunds Wechsel zeigte für Vilimsky im Jänner noch "die tiefe Verhaberungen zwischen Küniglberg und Löwelstraße auf": Freund müsse offen legen, wann ihn das Angebot des Kanzlers für die SPÖ zu kandidieren erreicht habe und ob sich das mit seinem künstlich verlängerten Moderatoren-Vertrag überschnitten habe, forderte Vilimsky.

"Angesichts dieser SPÖ-ORF-internen Jobrotation fordert die FPÖ eine Abkühlphase für ausgeschiedene ORF-Mitarbeiter, ähnlich wie sie bereits bei den Bestellmodalitäten zum Stiftungsrat verankert seien", so Vilimsky. Dies wäre auch im ureigensten Interesse des ORF selbst, der sich so zumindest nach Außen hin seine Glaubwürdigkeit bewahren könnte.

"Hundertprozentige inhaltliche Übereinstimmung"

Vorarlbergs FPÖ-Chef und Klubobmann Dieter Egger erklärte Dienstag zur - nach außen überraschenden - Kandidatur Waibels, diese habe sich aus Gesprächen ergeben. Dabei habe man eine "hundertprozentige inhaltliche Übereinstimmung" festgestellt, sagte Egger.

Waibel zeichne sich durch hohe Sympathiewerte und breites politisches Wissen aus und habe das Ohr am Volk, sagte Egger. Waibel, der aus einer freiheitlichen Familie stamme, werde fix für die FPÖ in den Landtag einziehen können (fid, derStandard.at, 27.5.2014)