Es war eine unangenehme Zahl, die zu einem unangenehmen Zeitpunkt auftauchte: Mitten im Landtagswahlkampf 2013 erfüllte Niederösterreich plötzlich die Asylwerberquote nicht mehr. Der Grund: Endlich war das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen entlastet worden; neue, kleinere Quartiere waren nicht in Sicht, es entspann sich ein Hickhack zwischen Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) und der damals zuständigen roten Landesrätin.

Nun, 15 Monate später, ist in Niederösterreich wieder alles beim Uralten. Das Land erfüllt zwar die Quote, allerdings zu einem hohen Preis: 1100 Menschen leben in Traiskirchen, 480 sollten es sein. Ein schrecklicher Zustand für jene, die dort leben, schwierig für die Gemeinde, deren Verantwortliche regelmäßig aufjaulen. Mit temporärem Erfolg, 100 Asylwerber werden nach Tirol überstellt.

In der Landesregierung hat man die heiße Kartoffel einer unerfahrenen Ex-Team-Stronach-Politikerin zugeschoben, die sich mittlerweile dem politischen Fabelwesen "Team Niederösterreich" zurechnet. 600 Plätze will sie - trotz fehlender Durchgriffsmöglichkeit in den Gemeinden - außerhalb von Traiskirchen schon geschaffen haben, wo, das bleibt ein Geheimnis. Zu groß ist wohl die Angst vor dem Unmut der Bevölkerung, 2015 stehen in Niederösterreich Gemeinderatswahlen an. Der Umgang mit Asylwerbern bleibt respektlos, schamhaft, krisengetrieben - und das längst nicht nur in Niederösterreich.  (DER STANDARD, 31.5.2014)