Kurz vor dem 25. Jahrestag des Pekinger Massakers rund um den Tiananmen Platz hat China die Blockade von Internetdiensten verschärft. Fast alle Google-Dienste werden behindert, auch Umgehungsmaßnahmen der Nutzer werden gestört.

Wie funktionieren Internetsperren?

Staaten wie China schränken den Zugang zu Internet-Diensten für ihre Bürger massiv ein. Rein technisch ist das schnell gemacht. Eine Webseite kann zum Beispiel durch eine sogenannte DNS-Sperre blockiert werden. DNS steht für "Domain Name System", das ist gewissermaßen das Adressbuch des Internets. Damit werden die Webadressen in die zugehörige IP-Adresse übersetzt. Für "Google.de" ist das zum Beispiel die 173.194.116.215. Bei einer Sperre des Servers wird die vom Nutzer eingetippte Internetadresse nicht mehr in die IP-Adresse umgewandelt.

Gibt es noch andere Wege?

In China geht die Internet-Filterung noch weiter: Hier werden auch Schlagworte und Suchergebnisse zensiert. Die Vorgaben dazu macht das staatliche Büro für Internet-Information. In den sozialen Netzwerken, genannt Weibo, müssen die Anbieter selbst für die Einhaltung sorgen. Zensurprogramme oder eine Armee von Internetwächtern verfolgen, was Menschen in sozialen Netzwerken schreiben und löschen heikle Beiträge.

Was ist in China gesperrt?

Ausländische soziale Netze wie Facebook und Twitter oder die Videoplattform Youtube sind blockiert, weil die Zensoren hier keine Kontrolle über die Beiträge haben, außerdem internationalen Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International oder Human Rights in China. Selbst Websites der "Süddeutsche Zeitung", der "New York Times" oder der Nachrichtenagentur Bloomberg sind gesperrt, nachdem sie über die Vermögen der Familien ranghoher chinesischer Beamten oder deren Offshore-Konten berichtet hatten. Am Dienstag war plötzlich auch die Webseite des "Wall Street Journal" blockiert.

Wie können Nutzer die Sperren umgehen?

Nutzer können über VPN-Zugänge oder Anonymisierungsdienste wie TOR ihren Standort verbergen. Dadurch ist nicht mehr erkennbar, von wo sie sich einwählen. Bei einer DNS-Sperre können sie auch auf einen anderen DNS-Server ausweichen, der nicht manipuliert wurde. Die Nutzer legen damit praktisch zusätzliche Adressbücher an. Bei aggressiven Zensurmaßnahmen wird eine Umgehung schwieriger und technisch aufwändiger. Ein beliebter Trick in den Mikroblogs ist, heikle Texte zu fotografieren und nur die Bilder davon zu verbreiten, weil dann Textfilter nicht funktionieren. Nutzer können damit aber selbst in Schwierigkeiten geraten. (APA, 3.6. 2014)