Die Bildungsministerin hat gerade ihre 64-seitige Unterrichtsbroschüre zur Förderung des "österreichischen Deutsch" verteilt, in Abgrenzung zum "deutschländischen Deutsch" (umgangssprachlich: Piefkinesisch). Das ist zwar nun schon bekannt (ugs.: Weiß eh schon jeder), ein Blick in die Materialien lohnt aber trotzdem. Denn "nicht zuletzt kann es damit gelingen, das Selbstbewusstsein hinsichtlich des Status der österreichischen Varietät der deutschen Sprache zu stärken", wie wir dort lernen. Und ein bissl sprachliches Selbstbewusstsein kann uns nicht schaden, gell?

Doch seien wir ehrlich, das Schöne am österreichischen Deutsch ist nicht die Unterscheidung zwischen "dem Wortpaar Stuhl und Sessel", das laut den Sprachwissenschaftern "eindeutig auf eine harte oder eine weiche Sitzgelegenheit hinweist". Das Schöne daran ist doch das Lautmalerische, das Lockere, das beinah ein wenig schlampig Klingende. Nehmen wir die "Suderei", als die Wiens Bürgermeister, durchaus in Dialekt abgleitend, die Klagen einer ÖVP-Ministerin benannte: Man möcht sich's gar nicht in deutschländischem Deutsch vorstellen.

Und wie könnte man die Stimmung rund um den Steuerstreit der Koalition besser beschreiben als der steirische Landeshauptmann? Besser als: "grundgrauslich"? Eben. ÖVP und SPÖ sind doch wirklich gerade richtig fies zueinander, das muss man schon sagen dürfen. (Renate Graber, DER STANDARD, 4.6.2014)