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Bei einem Prozess gegen Edward Snowden dürfte die US-Regierung unter massiven öffentlichen Druck geraten.

Foto: Reuters/NBC

Nach Einschätzung eines Rechtsbeistandes von Edward Snowden sieht die US-Regierung einem möglichen Prozess gegen den Ex-Geheimdienstmitarbeiter mit Unbehagen entgegen: Washington sei sich "darüber im Klaren, dass ein Prozess gegen Snowden ein globales PR-Desaster ersten Ranges wäre", sagte Ben Wizner von der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) dem "ZEIT-Magazin".

Heldenstatus

Überall auf der Welt sei Snowden für die Leute unter 30 ein Held. Zugleich gebe es juristisch keinen Zweifel, dass Snowden lang hinter Gitter gesteckt werden könne: "Die Entscheidung liegt - anders, als das in Deutschland wäre - voll und ganz bei der Politik", sagte Wizner. Vor einem Jahr hatte die britische Zeitung "Guardian" unter Berufung auf von Snowden gelieferte Dokumente erstmals über die massenhafte Abfrage von Telefondaten durch den US-Geheimdienst NSA berichtet. Der Computerexperte, der als externer Mitarbeiter für die NSA gearbeitet hatte, ist seitdem auf der Flucht.

"Bin ganz bestimmt kein Anti-Amerikaner"

Für Snowdens Anwälte in den USA sei es schwierig, dass sich der Informant nun zwangsweise in Moskau aufhält, sagte Wizner. "Das sieht einfach nicht gut aus." Es sei Snowden absolut unangenehm, wenn er zur "Symbolfigur des Anti-Amerikanismus wird". Snowden schrieb dazu in einer E-Mail an das "ZEIT-Magazin": "Ich bin ganz bestimmt kein Anti-Amerikaner. Ich versuche nicht, die Regierung zu stürzen. Ich will einfach nur meinen Teil dazu beitragen, dass sich etwas ändert."

Star-Anwalt

Die ACLU hat den Staranwalt Plato Cacheris engagiert, dessen erster großer Fall die Watergate-Affäre war und der unter anderen die Clinton-Geliebte Monica Lewinsky vertrat. Seine Spezialität seien außergerichtliche Deals, bei denen die Angeklagten dem Staatsanwalt etwas geben, um ihre Freiheit oder einen Straferlass zu bekommen. Offiziell spricht Cacheris nicht über den Fall Snowden, aber er sagte dem "ZEIT-Magazin" in Washington: "Staatsanwälte vertrauen mir, und ich vertraue ihnen. Ich habe immer meinen Teil der Absprache eingehalten. Das wissen sie." (APA, 04.06.2014)