Foto: Ferdinand Penker

Graz/Wien - Nichts, gar nichts an Ferdinand Penker war schreiend, laut, fordernd oder gar eitel. Er selbst nicht, und auch nicht seine Kunst. Man musste bei ihm gut hinhören, um seinen feinen Humor zu verstehen; und bei seinen Bildern musste man hinschauen, um das Geheimnis als Geheimnis zu entdecken, die Kraft der Linie, die Vielfalt der Monochromie, die Welt hinter der Welt hinter der Welt.

Die Schönheit seiner zarten, wie hingewehten Zeichnungen, seiner oft bleichfarbigen, von Linien durchpflügten, von Pinselstrichen aufgewühlten, seriellen Malerei, seiner Radierungen, Aquarelle und Installationen aus riesigen Bildkörpern oder schmalen Stelen entfaltet sich in der Askese. Nichts also für die schnelle Vermarktbarkeit auf einem Kunstmarkt, der konditioniert ist auf das Laute, die Selbstvermarktung, die Sensation, die glatte Weltläufigkeit.

Ferdinand Penker gab nicht nach, passte sich nicht an. Konzentrierte sich auf das, was ihm wesentlich schien: die Grundfragen der Malerei, das Verhältnis von Bild, Fläche und Raum. Immer und immer wieder setzte er den Pinsel neu an, schuf so Kontraste, feine Strukturen. Wilfried Skreiner sprach einmal von "gebändertem Fließen der Farben". Neuansatz und Versiegen: Malen als Gleichnis des Lebens.

Penker war Suchender auf seiner Lebensreise, die ihn in die USA und nach Afrika, nach Japan, auf den Balkan und quer durch Europa geführt hat. Überall hinterließ er Spuren seiner Kunst, Bühnenbilder, Installationen, Objekte im öffentlichen Raum.

Typisch für ihn die Erklärung zu seiner großen Personale im Museum moderner Kunst Kärnten 2010: "Die Ausstellung erzählt die Geschichte von dem, der nicht gewusst hat, was Malerei ist und was Kunst ist. Die Entwicklung von diesem Nichtwissenden zu dem, der heute genauso wenig weiß."

Und doch war er ein Wissender; von 1977 bis 1988 unterrichtete er an der University of California; er arbeitete in San Francisco, Tokio und in Österreich, in der Nähe von Graz. Museen, Kunstinstitute und renommierte Galerien in San Francisco, New York, Mailand, Tokio, Düsseldorf, auf der ganzen Welt zeigten seine Arbeiten. Nur in Wien war er selten zu sehen. Erst zuletzt in der Galerie Charim.

Geboren 1950 in Klagenfurt, hatte er seine erste Ausstellung mit 22 Jahren im Grazer Forum Stadtpark. Doch zunächst studierte er Medizin, dann Kunstgeschichte in Graz, das dank des Steirischen Herbstes zu einem Zentrum internationaler Avantgarde geworden war.

Fasziniert von der Minimal Art, kontaktierte er einen, seinen, minimalistischen Meister: Josef Albers. Er lernte von und bei ihm in Connecticut dessen Erforschungen von der Relativität des Sehens kennen. Penker war ein stiller Mensch, aber kein einzelgängerischer Künstler. Immer wieder lud er Kollegen zu Projekten ein, prominente ebenso wie völlig unbekannte. Er teilte den Erfolg, neidete niemandem die Anerkennung.

Ferdinand Penker war ein großzügiger Künstler. Und ein guter Mensch. Er starb am Montag, 64-jährig, an Herzversagen. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 6.6.2014)