Das Drachenloch gibt einen sensationellen Tiefblick auf den Mondsee frei.

Foto: TVB Mondseeland / Salzkammergut

Anreise: Westautobahn Abfahrt Mondsee, dann durch den Ort nach Süden. Hinter St. Lorenz im Ortsteil Gries, rechts abzweigen zum Klettersteigparkplatz beim Gasthof Drachenwand.

Route: Zustieg vom Parkplatz am Wanderweg nach Südosten, bei der Theklakapelle entlang eines Baches zum Anseilfelsen (30 Minuten). Der Klettersteig folgt in logischer Route der Südostkante der Drachenwand. Die Schlüsselstelle (eine plattige Wand) findet sich am Beginn des Schlussdrittels, kann aber über eine Seilbrücke umgangen werden. Abstieg (1,5 Stunden) vom Kreuz über den markierten Normalweg retour zur Kapelle.

Schwierigkeiten: Klettersteigbewertung nach der Schall-Skala: C (schwierig). Zeit: 2 Stunden.

Gefahren: Klettersteig nicht verlassen (Absturz- und Steinschlaggefahr). Der Abstieg ist teilweise sehr steil und bei Nässe gefährlich.

Ausrüstung: komplettes Klettersteigset und Helm obligat

Einkehr: Gasthof Drachenwand

Karte: Kompass Nr. 18, „Nördliches Salzkammergut“, 1:50.000

Fotos und weitere Hinweise: www.drachenwand-klettersteig.at

Topo: www.bergsteigen.com

Foto: Der Standard

"Schau, es ist nimmer weit!" Für viele Bergler reicht die pannonische Tiefebene gefühlt bis irgendwo weit nach Linz. Wenn aber dann auf dem Weg aus der Bundeshauptstadt nach Westen die ersten Berge am Horizont auftauchen, stellt sich unweigerlich alpine Vorfreude ein.

Der erste "echte" Berg, der zu sehen ist, ist der Traunstein am gleichnamigen See. Eine massive Felspyramide, der Zerberus des Salzkammergutes. Bald danach erscheint die Silhouette des Höllengebirges und dann diese mächtige, abweisende Felswand direkt über dem Mondsee. Das ist die Drachenwand.

Vom Teufel höchst persönlich geschlagen

Fast 600 Meter steigt der Fels scheinbar direkt aus dem Mondsee auf. Der wild gezackte Grat lässt die Namensgebung irgendwie naheliegend erscheinen - obwohl die Menschen früher weniger an den Kamm irgendeiner Riesenechse gedacht haben sollen. Einer Sage nach ist ein Felsenfenster in Gipfelnähe namensgebend. Dieses soll vom Teufel höchstpersönlich geschlagen worden sein, als er die sündige Pfarrersköchin entführte.

Nach anderer Lesart stammt das Loch nicht vom Teufel, sondern von einem Drachen. Das Tier wollte ebenfalls der Pfarrersköchin habhaft werden. Die Entführung scheiterte jedoch an der Leibesfülle der begehrten Dame - sagt die Sage. Heute ist das Drachenloch eine Attraktion für Bergsteiger: Das Fenster eröffnet einen faszinierenden Blick auf den Mondsee.

Im Norden und Süden steil

Der Blick von Norden auf die Drachenwand lässt jedenfalls gleich erahnen: Wer da hinaufwill, muss schon etwas draufhaben. Auch der Normalweg von der schwächeren Südseite ist steil, stellenweise seilgesichert und bei Nässe richtiggehend heikel.

2008 ist dann nach einer Idee des oberösterreichischen Bergführers Hans Gaßner ein Klettersteig über die Südostkante der Drachenwand gespannt worden. 700 Meter Stahlseil und 50 Trittbügel wurden verarbeitet. Die Via Ferrata ist in 20 Sektionen unterteilt. Manche davon haben merkwürdige Namen bekommen: "Altweiberroas" oder "Nußkipferl" beispielsweise.

Muße für den Tiefblick

Herausgekommen ist einer der schönsten Eisenwege Österreichs: technisch nicht so schwer, dass man nicht genug Muße fände, immer wieder die Tiefblicke auf den Mondsee zu genießen; lang genug, dass man die sportliche Herausforderung am Abend spürt.

Und plötzlich war es vorbei mit der relativen Ruhe am Kopf des Drachens. Der Andrang war zeitweise so groß, dass im Höllengebirge am Attersee ein Alternativsteig auf den Mahdlgupf errichtet wurde. Inzwischen hat sich der große Run aber wieder gelegt. Obwohl, ganz allein wird man beim Kreuz auf 1060 Meter Seehöhe (der eigentliche Gipfel auf 1176 Meter ist etwas weiter westlich und wird nur selten besucht) wohl nie bleiben. (Thomas Neuhold, Album, DER STANDARD, 07.06.2014)