Präsident Pranab Mukherjee.

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Neu-Delhi/Peking - Obwohl mehrere Politiker die Vergewaltigung von Frauen in Indien bagatellisiert hatten, will die neue indische Regierung verstärkt gegen sexuelle Gewalt vorgehen. Es gebe eine "Null-Toleranz-Politik bei Gewalt gegen Frauen", sagte Präsident Pranab Mukherjee am Montag im Parlament in einer Rede, die von der Regierung vorbereitet wurde.

In den vergangenen Tagen hatten auch Parteifreunde des indischen Premierministers Narendra Modi die Vergewaltigungen bagatellisiert. "Solche Dinge passieren nicht absichtlich. So etwas geschieht versehentlich", sagte der Innenminister des Bundesstaats Chhattisgarh, Ramsevak Paikra, am Samstagabend vor JournalistInnen.

Verharmlosung

Später versuchte der für Recht und Ordnung zuständige Politiker aus Modis Bharatiya-Janata-Partei (BJP) noch, seine Entgleisung mit dem Hinweis zu relativieren, er sei falsch zitiert worden. Mehrere Fernsehsender strahlten die Bemerkungen jedoch im Original aus.

Erst am Donnerstag hatte der ebenfalls der BJP angehörende Innenminister des Bundesstaats Madhya Pradesh, Babulal Gaur, die sexuelle Gewalt gegen Frauen in Indien drastisch verharmlost und sogar ansatzweise verteidigt. Vergewaltigung sei "ein soziales Verbrechen, das von Männern und Frauen abhängt", sagte Gaur. "Manchmal ist es richtig, manchmal ist es falsch."

Die BJP-Führung distanzierte sich daraufhin von Gaur. Dessen Ansichten würden nicht die der Partei repräsentieren, hieß es.

In Indien war die gesellschaftliche Entrüstung über sexuelle Gewalt gegen Frauen zuletzt deutlich gewachsen, nachdem mehrere besonders brutale Fälle an die Öffentlichkeit gelangt waren. So waren Ende Mai in einem Dorf des Bundesstaats Uttar Pradesh die Leichen zweier zwölf und 14 Jahre alter Cousinen gefunden worden, die mehrfach vergewaltigt und dann an einem Baum aufgehängt worden waren.

Alle 22 Minuten

Nach Angaben der Regierung wird in Indien alle 22 Minuten eine Frau vergewaltigt. Aktivisten gehen aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus, da die Opfer sexueller Gewalt häufig sozial geächtet werden. Die grassierende sexuelle Gewalt in Indien war in den vergangenen Monaten breit diskutiert worden und hatte auch international hohe Wellen geschlagen.

In den Landes- und Bundesparlamenten soll ein Drittel der Sitze für Frauen reserviert werden. Dieses Gesetzesvorhaben steckt seit Jahren fest. Mit einer riesigen Kampagne will die Regierung gegen die gezielte Abtreibung weiblicher Föten vorgehen. (APA, 10.6.2014)