Woher haben die Separatisten in der Ostukraine die Waffen und das Know-how, Flugzeuge abzuschießen? Die Antwort liegt - nicht nur räumlich - nahe. Das offizielle Russland hat damit natürlich nichts zu tun. Moskau ist ja gegen die militärische Option im Ukraine-Konflikt. Mahnte doch Außenminister Sergej Lawrow soeben Kiew, sich der "fehlenden Perspektiven einer militärischen Lösung" bewusst zu werden.

Blanker Zynismus? Auf jeden Fall professionelle diplomatische Begleitung einer Strategie namens "kontrollierte Instabilität", die Russlands Einflussnahme auf die Entwicklung in der Ukraine langfristig sichert.

Auch nach der Amtsübernahme des neuen Präsidenten Petro Poroschenko ist Kiew dieser Strategie nicht annähernd gewachsen. Ganz so, als habe man aus dem bisherigen Verhalten Moskaus nichts gelernt, ließen die Sicherheitskräfte die gewalttätigen Demonstranten vor der russischen Botschaft in Kiew gewähren. Da muss man fragen, wer auf ukrainischer Seite an solchen Provokationen interessiert ist und mit welchen Motiven.

Denn in einem hat Lawrow recht: Militärisch ist der Konflikt nicht zu lösen. Poroschenko mag den Flugzeugabschuss, völlig gerechtfertigt, auf das Schärfste verurteilen - als demokratisch legitimierter Präsident muss er endlich ein tragfähiges Konzept für die staatliche Neuorganisation der Ukraine vorlegen.  (Josef Kirchengast, DER STANDARD, 16.6.2014)