Makler müssen nun ihre Kunden vorab unter anderem darüber informieren, wieviel ihre Dienstleistung kosten wird.

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Georg Flödl: "Die Wohnungspreise flachen ab."

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Die EU-Verbraucherrechte-Richtlinie macht die Arbeit der Immobilienmakler nicht einfacher, sagt der neue ÖVI-Präsident Georg Flödl. Was den Wohnungsmarkt in Wien betrifft, hat er den Eindruck, dass die Eigennutzer wieder überwiegen. Die Fragen stellte Martin Putschögl.

STANDARD: Was bedeutet die neue Verbraucherrechte-Richtlinie für Maklerkunden?

Flödl: Prinzipiell schreibt die Richtlinie Dienstleistern umfassendere Informationspflichten vor, verbunden mit längeren Rücktrittsfristen für Konsumenten. Leider wird das einen Anstieg der Bürokratie mit sich bringen. Denn noch bevor ein Makler mit seiner Dienstleistung starten und beispielsweise ein Exposé einer Wohnung verschicken kann, muss er den Kunden darüber informieren, was seine Dienstleistung alles beinhaltet und wieviel sie kostet. Außerdem muss er ihn über alle seine Rechte aufklären und ihm ein Widerrufsformular mitsenden.

STANDARD: Wissen das schon alle Makler?

Flödl: Wir haben gemeinsam mit der WKÖ  alle Formulare adaptiert und in vielen Veranstaltungen und über alle uns zur Verfügung stehenden Kanäle darüber informiert.

STANDARD: Man kann aber wohl nicht ausschließen, dass es Makler gibt, die das ignorieren und so weitermachen wie bisher?

Flödl: Wie damit umgegangen wird, muss sich erst zeigen. Natürlich geht es immer auch um die Frage, was man will. Wenn man zufrieden ist mit der Dienstleistung des Maklers und rund um die Immobilie alles passt, wird es die geringste Sorge sein, welche Formulare man bekommen hat. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Wir sind natürlich ganz klar dafür, dass gemäß der neuen Gesetze vorgegangen wird.

STANDARD: Kann die Richtlinie  auch dafür sorgen, dass die „schwarzen Schafe“ der Branche verschwinden?

Flödl: Auch das wird die Zukunft weisen. Jeder Schritt in Richtung Qualität ist aber wichtig, und dafür stehen wir, auch bei der Ausbildung. Ich habe nur damit ein Problem, wenn Dinge eigentlich grundlos komplizierter werden. Nicht nur für uns als Unternehmen, sondern auch für Kunden. Wenn jemand eine Wohnung oder ein Haus in Wien sucht, bekommt er über die diversen Portale 20 oder 25 Objekte, mit denen er sich näher befassen möchte. Den verschiedenen Maklern muss dann aber jedesmal erst das Belehrungs- und Widerrufsformular zurückgeschickt werden. Das macht die Dinge nicht gerade einfacher. Ich glaube, es war jedem Konsumenten auch davor schon klar, dass im Erfolgsfall eine Provisionspflicht besteht.

STANDARD: Eine der Befürchtungen der Immo-Wirtschaft ist, dass ein Makler zur vollsten Zufriedenheit des Kunden arbeitet, die Aufklärung im Vorfeld aber unterlassen hat und der Kunde deshalb die Provision zurückverlangen kann.

Flödl: Das wäre der Worst Case für den Unternehmer. Aber ich bin eher ein Konsensmensch. Und ich glaube daher, der Makler möchte einfach nur eine gute Dienstleistung abgeben, gut informieren, hoffentlich schöne und gute Objekte vermitteln. Und der Kunde möchte die für ihn passende Wohnung nach einer guten Beratung vermittelt bekommen. Wenn das der gemeinsame Nenner ist, glaube ich, ist es auch nach wie vor gut möglich, eine gute Dienstleistung abzugeben auf der einen Seite, und andererseits zufriedene Kunden zu haben.

STANDARD: Die Wohnungspreise stiegen in den Ballungsräumen zuletzt drastisch. Wie geht es weiter?

Flödl: Wir gehen davon aus, dass es abflacht, und merken das auch klar in der Vermittlung. Die Mikrolage wird aber noch viel wichtiger, als sie es schon ist. Früher hieß es, es gibt gute und schlechte Bezirke in Wien. Das gibt’s jetzt  aber nicht mehr, sondern es gibt über alle 23 Bezirke hinweg gute und schlechte Gegenden.

STANDARD: Heißt das, dass man als potenzieller Käufer wieder in eine bessere Position kommt als noch vor zwei Jahren?

Flödl: Was wir sehen ist, dass Eigennutzer wieder stärker am Markt aktiv sind – weil sie davon ausgehen, dass die Preise nicht mehr so stark steigen werden, wie sie das in den letzten Jahren aufgrund der erhöhten Nachfrage von Anlegern getan haben. Dass viele Vorsorgeobjekte wieder als „Vorsorge-/Eigennutzerobjekte“ angepriesen werden, spiegelt die geänderte Nachfrage gut wider. Von 2012 auf 2013 war das Volumen am Markt ähnlich, aber es hat sich verschoben. Die Transaktionen sind ein bisschen nach unten gegangen – das Zinshausvolumen ist gesunken –, aber das Wohnvolumen ist gestiegen, bei sinkenden Transaktionen. Jetzt können die einen natürlich sagen, klar, die Preise sind ja gestiegen. Aber ich glaube auch, dass die Stückgrößen gestiegen sind – also dass wieder von der kleineren Vorsorge- zur größeren Eigentumswohnung gewechselt wurde. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 21.6.2014)