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Der US-Komponist und Pianist Horace Silver.

Foto: AP/Tom Pich

Washington - Er begann als Tenorsaxofonist; Komponieren und Arrangieren übten indes eine übermächtige Faszination aus. So wechselte Horace Silver zum Klavier, um seine Vorstellungen besser umsetzen zu können. Silver verweilte jedoch nicht beim Grübeln über die Notengestalt seiner Ideen. In den frühen 1950ern wurde der 1928 in Norwalk (Connecticut) Geborene Mitglied der Band von Saxofonist Stan Getz und zog später nach New York, um dort auch beim renommierten Label Blue Note Gehör zu finden.

Zu jener Zeit traf er auch Schlagzeuger Art Blakey, mit dem er die Jazz Messengers gründete, bei denen er allerdings nicht lange blieb. Es war jedenfalls die Zeit des Hardbop, der den Bebop um einige harmonische Elemente bereicherte, eine soulig-groovige Note hinzuwürzte und die Stückthemen in der Kombination Saxofon/Trompete präsentierte.

Über gewohnte Vierklänge hinaus

Um das Flair und den typischen Sound dieser Musik nachzuvollziehen, reicht es, sich Silvers Stücke wie Nica's Dream, Señor Blues oder Song for my Father zu vergegenwärtigen. Bei Letzterem entwickelt sich über einer Oktave-geprägten Figur, die das Klavier entspannt vorstellt, ein leicht bluesiges Thema, das allerdings auch Silvers Interesse an einer Melodik dokumentiert, die über die gewohnten Vierklänge hinausgeht.

Silver, der auch mit Miles Davis spielte und in dessen Bands u. a. Virtuosen wie Randy Brecker glänzten, war auch als Pianist ein quasi komponierender Improvisator: Obwohl in einem hitzigen Stil verankert, gab sich seine Spontaneität gerne knapp und pointiert, kam mit markanten Motiven aus, die Silver einer subtilen Variation unterzog. Silver war eine Doppelbegabung: Als Pianist hat er an der Genese des Hardbop mitgewirkt, als Komponist erschuf er edle Miniaturen, die Teil des Standardsrepertoires wurden. Horace Silver ist am Mittwoch 85-jährig gestorben. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 21.6.2014)