Die Chefinnen des Gleichstellungsunternehmens "abz*austria" Daniela Schallert und Manuela Vollmann nach drei Jahren partizipativer Entwicklung mit Diversity-Standards für die Bildungsberatung.

"Qualitätvolle Bildungs- und Berufsberatung ist nur mit Gender- und Diversity-Know-how möglich". Das ist Anliegen und Credo der beiden Geschäftsführerinnen des Gleichstellungsunternehmens abz*austria (130 Mitarbeiterinnen), Daniela Schallert und Manuela Vollmann.

Mit dem Bundesministerium für Bildung und Frauen haben sie nun in einem vielstufigen Prozess gemeinsam mit den Netzwerken der Bildungsberater in den Bundesländern partizipativ Gender- und Diversity-Standards für die heimische Bildungsberatung entwickelt. Der Wegweiser inklusive Fallbeispielen, Werkzeug, Handlungs- und Reflexionsanleitung für Person und Organisation sind nun bundesweit verteilt. Für jedes Bundesland findet sich ein nachahmenswertes Beispiel.

Perspektiven für alle Beteiligten

"Nur ein Buch reicht natürlich nicht", so Schallert, die Workshops und Coachings laufen daher bundesweit weiter, "um das Wissen auch in die Tiefe zu bringen". Perspektiven für alle Beteiligten erweitern, Prägungen von sich schütteln und neue Herangehensweisen im "klientenzentrierten Arbeiten" soll die Initiative bringen.

Manuela Vollmann gibt ein simples Beispiel: Eine von einer Bildungsberaterin aufgesuchte Migrantin will Friseurin werden. Gut, wenn die Beraterin sie in diesem Wunsch unterstützt. Besser allerdings, wenn sie den Berufswunsch inklusive aller Prägungen und Leistungszuschreibungen mit der Klientin bespricht, reflektiert. "Bildungs- und Berufsberatung soll Menschen ja nicht befähigen, in ihren Zuschreibungen zu bleiben", so die engagierten Chefinnen des abz.

Überprüfbare Kriterien

Dass nun mit "Denk- und Handwerkszeug strukturell und individuell alle Hebel in Bewegung sind", ist den beiden nicht abzusprechen. Und die Wirkung? Das ÖIBF (Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung) wird ab nun diese Standards in seine Reviews einbauen und die Beratungsnetzwerke in den Ländern auch dahingehend evaluieren, so Schallert. Qualitätssicherung und überprüfbare Kriterien also - auch für die Gender- und Diversity-Kompetenz der handelnden Berater in fachlicher, methodischer sozialer und personaler Dimension. Schulungen und Coachings durch das abz liefen zudem weiter.

Das Bildungs- und Frauenministerium als Auftraggeberin will mit dieser Initiative und Hilfe des ESF (Strukturfonds für Soziales) nicht nur Schulabbrüche verringern und gegen soziale Ausgrenzung angehen, sondern erhofft sich so auch einen systemischen Schritt in Sachen Gleichstellung. Handlungsbedarf erscheint auch im europäischen statistischen Vergleich: In Sachen Gleichstellung in den Bereichen Arbeit, Finanzen, Bildung, Zeit, Macht und Gesundheit sowie Teilhabe von Migranten, Älteren und Alleinerzieherinnen liegt Österreich auf dem 13. Platz. (kbau, DER STANDARD, 21./22.6.2014)