Der Acht-Stunden-Arbeitstag im Großraumbüro: So einen Büroalltag wollen die derStandard.at-User keinesfalls.

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Das beste Büro - wie sieht das aus? Geht es nach den Usern von derStandard.at/Immobilien, dann ist eines jedenfalls klar: Es darf kein Großraumbüro sein. Das war die häufigste Antwort auf die Frage, wie sie sich das ideale Bürogebäude vorstellen.

Allein das Wort Großraumbüro scheint dabei schon negative Assoziationen hervorzurufen: Als "Legebatterien für Menschen" bezeichnete etwa ein User die Großraumbüros. Die meisten wünschen sich schlicht und einfach ein eigenes Büro und die damit einhergehende Ruhe - "und nicht 20 Menschen im Rücken", wie es ein User formulierte.

"Mehr Vertrauen, weniger Kontrolle"

"Das Großraumbüro wird noch viel zu sehr mit der Weiterentwicklung des Fließbandes assoziiert", erklärt dazu Marcus Izmir, Gründer der Initiative Das Neue Arbeiten. "Dazu kommt, dass wir noch daran gewöhnt sind, die Zeit von 9 bis 17 Uhr in der Firma zu verbringen." Dabei sollte es in Unternehmen der Zukunft weniger um Präsenz gehen, mehr um die Erreichung von Zielen - "mit deutlich mehr Vertrauen und weniger Kontrolle". Das führe zu einer ganz anderen Einstellung des Einzelnen am bzw. zum Arbeitsplatz.

Großraumbüros, wie sie heute noch bei vielen Firmen zum Alltag gehören, seien jedenfalls "out". In zehn Jahren werde davon niemand mehr sprechen, glaubt Izmir. "Es ist ein Relikt alter Zeiten und deren Organisations-, Arbeits- und Lebensweisen."

Eines der spannendsten Büroobjekte ist für ihn der noch in Bau befindliche Campus der Erste Bank. Ein ideales Büroobjekt muss für ihn unter anderem dynamischen Platz für die Mitarbeiter bieten und gut erreichbar sein - ein Wunsch übrigens, der auch im derStandard.at-Forum sehr häufig vorgebracht wurde. Genauso wie das ideale Raumklima und die Möglichkeit, "die Fenster auch mal zum Lüften aufmachen zu können, um ein bisschen Luft zu schnappen", so ein User.

Begrünte Fassade als "Pelz"

Um das Raumklima geht es auch Vera Enzi vom Verband für Bauwerksbegrünung: Ihr Lieblingsobjekt ist das Magistratsgebäude der MA 48: "Die beeindruckenden 850 m² fassadengebundene Begrünung kleiden das auffällige Gebäude seit 2010 in einen ganzjährig attraktiven und mikroklimatisch sowie bauphysikalisch wirksamen Pelz", erklärt sie. Dadurch sei die sommerliche Kühllast und die winterliche Heizerfordernis des Gebäudes optimiert worden. Die Fassade werde bedarfsgerecht mit Überschusswasser bewässert, außerdem handle es sich um sich selbst aussäende Pflanzenarten.

Die grüne Fassade komme auch bei der überwiegenden Mehrheit der Mitarbeiter an, so Enzi. Und auch für die Folgen des Klimawandels sei das Gebäude im 5. Bezirk ein Vorzeigeprojekt: An einem Hitzetag betrage die Temperaturdifferenz der Außenfassade im Vergleich zum Nachbargebäude mehr als 15° Celsius.

Optimale Glashaut

Die "zukunftsweisende" Fassade ist es auch, die Johann Gerstmann vom Bundesverband Sonnenschutztechnik Österreich (BVST) vom bereits zehn Jahre alten Uniqa-Tower schwärmen lässt. "Glasbauten sind hinsichtlich Überwärmung bekanntlich sehr anfällig, was zu hohen Klimatisierungskosten führen kann. Und viel Glas im Bürobau bedeutet auch sehr hohes Blendungsrisiko bei der Computerarbeit", sagt er zum STANDARD. Um Blendung zu vermeiden, würden häufig Blendschutz-Rollos eingebaut, die die transparente Hülle "verschließen" und somit den Ausblick sowie den Lichteinfall unterbinden würden. "Nicht so beim Uniqa-Tower: Bereits in der frühen Planungsphase wurde darauf Bedacht genommen, dass die Glashaut nicht nur dem Ausblick dient, sondern - um energieeffizient sein zu können - sowohl eine thermoregulierende Funktion haben muss - Sonne im Winter nutzen, aber im Sommer fernhalten -, als auch für die nötige Raumbelichtung zu sorgen hat."

Lichtfarbe, -richtung und -intensität, Schattigkeit, Raumwirkung usw. seien Qualitäten, die durch Kunstlicht nicht ersetzt werden können, so der Experte. "Nachdem wir in den letzten Jahrzehnten unsere Arbeitswelt zum Großteil ins Gebäude verlagert haben, sollte die Architektur alle Anstrengungen unternehmen, den Tag so gut wie möglich ins Gebäudeinnere zu holen." Wie wichtig das sei, "wissen offensichtlich nur wenige Planer, wenn ich mir die in Richtung Schwarz driftenden Glasfassaden ansehe". Auch diesbezüglich hält er den Uniqa-Tower für beispielgebend: "Die Gläser zeichnen sich durch hohe Lichttransmission aus, und im oberen Fensterbereich sorgen lichtlenkende Lamellen dafür, dass Tageslicht an die Decke gespiegelt wird, um es gleichmäßig im Büroraum zu verteilen."

Dass sich die Fenster "in allen Stockwerken bis an den Boden ziehen und so ein lichtdurchflutetes Gebäude sichern", das ist auch für Reinhard Poglitsch, Präsident des Austrian Chapters der International Facility Management Association (IFMA), in seiner persönlichen "Top-Büroimmobilie der Zukunft" unabdingbar. Außerdem sollte es ein Objekt in der Innenstadt "mit Anschluss an eine Grünfläche oder einen Park" und gemeinsam mit den Nutzern geplant worden sein. Zum Thema Großraumbüro gibt sich Poglitsch pragmatisch: "Einzel-, Gruppen- und Großraumbüros halten sich die Waage."

"Kommt auf den Nutzer an"

Und für den Wiener Bürodienstleister Andreas Gnesda gibt es so etwas wie das "optimale Büro" gleich gar nicht: "Das kommt nämlich immer auf den Nutzer an." Das optimale Büro ist für ihn "kein Zustand, sondern ein Szenario, das größtmögliche Flexibilität zulässt: Wachstumsmöglichkeiten für eine aufstrebende Firma - oder die Möglichkeit zur Reduktion, ohne übersiedeln zu müssen." (Franziska Zoidl, Martin Putschögl, DER STANDARD, 28.6.2014)