Der Galerist Martin Janda wohnt seit Studententagen sehr geräumig im zweiten Bezirk, unweit des Donaukanals. Dass so eine Wohnung jahrelang leer stand, wunderte Michael Hausenblas.

"Ich wohne seit Ende der 1980er-Jahre in dieser Wohnung, dort wo die Praterstraße beginnt. Damals wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, im zweiten Bezirk eine Wohnung zu suchen. Es passt mir natürlich sehr, dass sich die Gegend so gut entwickelt hat, noch dazu, weil ich die Lokale Ansari und Mochi vor der Türe habe. Das viel zitierte 'Bobostan' als Begriff für die Leopoldstadt möchte ich nicht unterstreichen. Ich finde, dass dieser Teil Wiens noch immer gut durchmischt ist. Dass es manchmal laut ist, das ist halt so. Wenn mich das stören würde, dürfte ich nicht in der Stadt wohnen.

Martin Janda im Wohnzimmer seiner Wohnung. Als er diese übernahm, waren die Türen statt mit Glas großteils mit Karton bestückt. (Bildansicht durch Klick vergrößern)
Foto: Lisi Specht

Ich lebe hier mit meiner Frau Sissy und unserer vierjährigen Tochter Letizia im ersten Stock eines sehr großen Mietzinshauses aus dem 19. Jahrhundert. Bevor es erbaut wurde, stand hier ein zweistöckiges Palais eines Salzbarons. Die Wohnung war einst die Beletage mit drei kleineren Balkonen, wobei wir nur den mittleren nützen. Dort hab ich jetzt Tomaten angepflanzt, damit meine Tochter ein bisschen mitbekommt, dass es so etwas auch in der Stadt gibt. Insgesamt wohnen wir auf 200 Quadratmetern. Daran schließt noch eine andere Wohnung mit 90 Quadratmetern an, die ich früher als Ausstellungsraum nutzte. Das war, bevor ich die Galerie in der Eschenbachgasse im ersten Bezirk eröffnete. Jetzt ist dort Platz für Lager und Büroarbeiten.

Die Räume haben eine großzügige Höhe von vier Metern. Es gibt ein Vorzimmer, dann noch ein größeres Vorzimmer mit Bibliothek, ein Kinderzimmer, ein Wohnzimmer, ein Esszimmer, einen Schlafraum, ein Bad und ein kleineres Zimmer, in dem meine beiden großen Kinder übernachten, wenn sie zu Besuch sind. Bevor ich hier eingezogen bin, stand die Wohnung über Jahre leer. Ich habe sie von Grund auf renoviert. In den vielen Glastüren zwischen den Zimmern war zum Beispiel größtenteils Karton statt Glas.

Ob ich meine Wohnsituation eines Tages verändern möchte? Darüber denke ich eigentlich nicht nach. Ich bin sehr gerne hier, aber wenn ich aus irgendwelchen Gründen hier weg müsste, dann wäre das halt so. Die Gegend würde ich schon vermissen.

Ich hänge nicht mehr so sehr an den Dingen wie einst. In früheren Jahren hab ich sehr viel angesammelt, Möbel, Kunst, Bücher et cetera. Das hat sich geändert. Und doch ist die Wohnung weit davon entfernt, leer zu sein. Ich schätze vor allem Möbel, die eine Geschichte haben. Das Lederensemble von 1890 im Vorraum habe ich als 20-Jähriger gegen einen Perserteppich getauscht. Die josephinische Kommode im Wohnzimmer kam mir auch vor langer Zeit bei einer Versteigerung unter. Dann gibt es noch einiges an Vasen und natürlich meine liebgewonnenen dänischen Möbel. Die Eames-Sessel im Esszimmer sind zu einer richtigen Familie zusammengewachsen. Ich hab immer wieder welche bei Vintage-Händlern in Miami gekauft, wo ich jedes Jahr auf der Kunstmesse ausstelle. So hatte ich auch immer Möbel für meinen Messestand. Leider sind sie mittlerweile ziemlich teuer geworden. Kunst gab es bei mir immer schon, bereits zu meiner Studentenzeit. Ich wechsle sie immer wieder aus, das passiert in einer Art Wellenbewegung.

Wohnen ist neben den alltäglichen Dingen ein Wahrnehmen von Raum und natürlich Rückzugsmöglichkeit. Das merke ich sogar bei meiner kleinen Tochter. Sie sagt manchmal: "Geh jetzt bitte nicht durch mein Zimmer." Als sie noch jünger war, hingen zwei Bilder über ihrem Bett, die dann für eine Weile zu einer Ausstellung gingen. Als sie zurückkamen, wollte ich sie wieder dort aufhängen. Keine Chance! Sie wollte andere." (DER STANDARD, 28.6.2014)