Tokio/Pjöngjang - Japan will einen Teil seiner Sanktionen gegen Nordkorea aufheben. Das gab der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Donnerstag bekannt. Man habe sich zu diesem Schritt entschlossen, da Pjöngjang nun die Fälle von Entführungen von Japanern durch nordkoreanische Agenten in den 1970er und 1980er Jahren neu untersuchen werde.

Tokio ist bereit,  Reisebeschränkungen aufzuheben und Geldtransfers in das verarmte Nachbarland wieder zu erlauben. Das allgemeine Handelsverbot soll aber nach Medienberichten vorerst aufrechterhalten werden.

Die Verschleppten sollten Spionen beibringen, Japanisch zu sprechen, und ihnen zeigen, wie man sich unauffällig in Japan bewegt. Jahrelang stritt das abgeschottete Nordkorea ab, etwas mit dem Verschwinden der Japaner zu tun zu haben. Im September 2002 gab der nordkoreanische Führer Kim Jong-il dann erstmals die Entführungen zu. Pjöngjang gestand, 13 Personen verschleppt zu haben.

Suche nach Überlebenden

Fünf von ihnen konnten nach Japan heimkehren. Das abgeschottete Nordkorea behauptete, die acht anderen Japaner seien gestorben und es habe keine weiteren Entführten gegeben. Damit war für Pjöngjang die Sache erledigt.

Tokio hat eine Liste von 17 entführten Landsleuten erstellt, verdächtigt Nordkorea jedoch, hinter dem Verschwinden von weit mehr Japanern zu stehen. Im Mai hatte sich Nordkorea nach Gesprächen in Stockholm bereit erklärt, die Entführungen neu zu untersuchen.

Sonderkommission eingerichtet

Am Dienstag berieten beide Seiten in Peking über eine von Nordkorea versprochene Sonderkommission. "Wir sind gewillt, die Untersuchung so bald wie möglich durchzuführen und die japanische Seite über das Ergebnis zu informieren", sagte Nordkoreas Chefdelegierter Song Il-ho am Donnerstag nach einem Bericht der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in Peking. Die Kommission soll am Freitag benannt werden, wie ein Regierungssprecher in Tokio sagte.

Sobald die Nachforschungen beginnen, will Japan seine Sanktionen lockern. Ministerpräsident Abe sagte, dies sei aber nur ein "erster Schritt". Man strebe eine vollständige Lösung des Problems an. Für Japan ist die Frage der Verschleppten eines der größten Hindernisse für die Normalisierung der Beziehungen zu Nordkorea.  (APA, 3.7.2014)