In etlichen Punkten ist der GLA Antithese. Er ist ganz und gar nicht gebaut und geformt nach alter Väter Sitte, die den Fahrzeugen des Erfinders des Automobils über Jahrzehnte einen Charakter verliehen, als seien sie für die Ewigkeit gebaut, "monumentum aere perennius" (ein Monument, dauerhafter als Erz) - oder zumindest für Generationen.

foto: der standard/stockinger

Das waren irgendwie Pendants zu literarischen Würfen à la Gustav Freytags Die Ahnen oder Thomas Manns Buddenbrooks. Nein, der hier, der GLK, ist, um im Bild zu bleiben, eher als SMS gefasst oder als E-Mail-Romanze wie Daniel Glattauers Gut gegen Nordwind. Die Zeiten sind eben schneller geworden, auch denken die Firmen heute eher an die Shareholder denn an die Ewigkeit, und vielleicht ist es dies, was einen ein wenig die Seele an dieser von Art Fahrzeugen missen lässt.

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Das Antithesen-Prinzip wird auch deutlich, wenn wir den GLK kurz neben das Denkmal G stellen. Pure sachliche Kante. Mercedes hat das, man muss es löblich erwähnen, im SUV-Zeitalter sogar noch einmal versucht, mit dem GLK. Der polarisierte aber enorm, und das wollten die Stuttgarter diesmal vermeiden. Statt klassisch nüchterner linearer Strenge hier also lustig verspieltes Barock.

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BMW konnte mit dem X1 einen erstaunlichen Treffer landen, aber der GLA hat gute Voraussetzungen, es ihm stückzahlmäßig gleichzutun: Er gibt sich noch weniger als Geländewagen denn X1 und Audi Q3 und ist wie jene in zwei Antriebskonfigurationen erhältlich, auch als Allradler. Den hatten wir zum Testen, mit 200 CDI (136 PS) und DCT (Doppelkupplungsgetriebe), ein Paket, das man als stimmig bezeichnen darf.

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Außen, wegen der Wagenfarbe, tut der Kleine ein bisserl auf hochgebockter Silberpfeil, er strebt ja schließlich in mehrerlei Hinsicht in die Höhe, mit mächtigem Stern im Grill und zwei Powerdomen auf der Motorhaube, Letzteres eindeutig Kategorie "Angeber". Die vom Flügeltürer SLS übernommenen Lüftungsdüsen sind ästhetisch wertvoll und inzwischen Standard in etlichen Baureihen.

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Innen fühlt der GLA sich an wie ein Pkw, fast 1:1 wie die A-Klasse, stylish und dennoch praktisch und durchdacht, vom Gestühl bis zum letzten Fach - deren es ausreichend viele gibt. Den Zugang zum Kofferraum erleichtert die Türöffnerautomatik, "tüt-tüt" begleitet den Vorgang akustisch.

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421 (bis 1235) Liter, das ist keine Höhle (war bei den kompakten Abmessungen auch nicht zu erwarten), aber ein vernünftiges Raumangebot (X1: 420-1350; Q3: 460-1365 l; Range Rover Evoque: 550-1350 l). Inklusive praktischer Lösungen bis hin zum Hakerl für Sackerl.

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Pkw-Anmutung, das fiel schon beim Innenraum, fällt auch im Fahrkapitel. Der GLA verfügt über ein souverän komfortables Fahrwerk, packt forsch an, wenn man das will, alles wirkt präzise und direkt. Das DCT ist ein echter Komfortbonus, passt prinzipiell gut zum Diesel, aber es gibt Momente, wo es ein wenig hektisch wirkt. Das kann das DSG aus dem Hause VW harmonischer. Motor? Kräftig, angemessen sparsam - jedoch nicht der leiseste seiner Art.

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In Summe steht der GLA, mit dem die Mercedes-Einstiegsbaureihe (A, B, CLA) nun schon ein ganzes Quartett umfasst, unter dringendem Bestsellerverdacht. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 4.7.2014)

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Mercedes-Benz

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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