Beirut - Erstmals seit der Verabschiedung eines neuen Gesetzes zur häuslichen Gewalt ist im Libanon ein Mann wegen der Misshandlung seiner Ehefrau verurteilt worden. Hussein Ftuni wurde am Mittwoch zu neun Monaten Gefängnis und der Zahlung von 20 Millionen Libanesischen Pfund (9700 Euro) an seine Ehefrau Tamara Harissi verurteilt.

Die Nichtregierungsorganisation Kafa (Genug), die sich für das Gesetz eingesetzt hatte, begrüßte das Urteil trotz der relativ milden Strafe als wichtige Wende. Es sei das erste Mal, dass jemand nach dem Gesetz verurteilt werde.

"Lebenslang nicht genug"

Harissi sagte der Nachrichtenagentur AFP, angesichts des Leids, das ihr während ihrer anderthalbjährigen Ehe angetan wurde, sei "nicht einmal eine Verurteilung zu lebenslanger Haft genug". Die Frau, die Ftuni gegen den Widerstand ihrer Familie geheiratet hatte, sagte, das Leben mit ihm sei "nicht wirklich ein Leben gewesen". Jede Woche habe er sie geschlagen und einmal in aller Öffentlichkeit an den Haaren gezerrt, weil er "nicht mochte, was ich anhatte", sagte die 22-Jährige, die wieder im Haus ihrer Eltern untergekommen ist.

Nur wenige Anzeigen

Am 8. Juni habe er ihr die Füße gefesselt, mit Alkohol übergossen und versucht, sie in Brand zu stecken. Als ihm dies nicht gelang, habe er das Haus verlassen, aber gedroht, sie bei seiner Rückkehr umzubringen, berichtete Harissi. Ihr sei jedoch zuvor die Flucht gelungen, woraufhin sie ihn angezeigt habe. Laut AktivistInnen wagen nur wenige Libanesinnen, Misshandlungen in der Ehe anzuzeigen. Zwar gilt die libanesische Gesellschaft als eine der liberalsten in der arabischen Welt, doch bleiben die Gesetze des Landes weiter konservativ. (APA, 3.7.2014)