Die Wiener Formation Rewolfinger gastiert heute, Freitag, bei freiem Eintritt im Fluc. Das Publikum sollte dennoch mit Spendierhosen anrücken.

Foto: Rewolfinger.com

Wien - Das Leben mag oft richtig sch .... wierig sein, besser als der Tod ist es allemal. Das eine hängt mit dem anderen aber untrennbar zusammen, weshalb der Weg vom Anfang bis zum Ende den Menschen natürlich beschäftigt.

Bevor nun der Geruch der Esoterik verströmt wird, stecken aber schon Rewolfinger ihre Instrumente ein und bremsen erst einmal: Bevor wir anfangen, lasst uns verschnaufen.

Die Wiener Band gastiert heute in der zart das Jenseits evozierenden Reihe "Bone-shakers" im Wiener Fluc. Rewolfinger sind einschlägig auffällig, wie der unifomierte Staatsdiener sagen würde.

Ihr Tun ist jedoch nicht strafbar. Im Gegenteil. Der sechsi Sechser versteht sich als musikalischer Trostspender im weiten Feld des abgerockten Rock 'n' Roll, dem fröhlichen Trauermarsch und dem verheulten Hochzeitsg'stanzl.

Dementsprechend heißen ihre Lieder Wicked Path of Sin oder Betweens the Devil and Me. Das klingt nach dem Blues und den schattseitigen Betrachtungen eines Hank Williams, doch Rewolfinger verstehen sich darauf, die an sich wenig erbaulichen Themen mit etwas Süßstoff zu kredenzen. Dafür wird eine Säge zum Singen gebracht, über eine Geige hin- und hergezogen oder eine Quetsche langgemacht: Schwermut mit Zuckerhauberl.

Diese Kunst hat den Rewolfingern Vergleiche mit ähnlich orientierten Künstlern wie Beirut eingebracht. Womit? Mit Recht. Denn selbst wenn sie You Are My Sunshine intonieren, klingt es, als würde der Mond den kalten Stein eines Grabes bescheinen. Sagen wir so: Der Lebensfreude wird hier nur zwischen den Zeilen gehuldigt. Dieses Unterdrücken des Naheliegenden zählt zu den Talenten von Rewolfinger. Akut besteht die Band aus diesen Gesellen: Hartmut Dumke, Peter Fleischacker, Herbert Zgubic, Stefan Wolfinger, Matthias Schmidt und Axel Gschaider.

Grob betrachtet könnte man die vor zwölf Jahren gegründete Band dem Begriff Americana unterjubeln. Aber dort werden mittlerweile sogar Jeansbügler gesehen.

Rewolfinger sind in ihrer kunstvollen Schäbigkeit moderne Vermittler von Geschichten, wie sie einst Ambrose Bierce oder Edgar Allan Poe verfasst haben. Ihr Glas ist nicht nur halbleer. Die Farbe des Inhalts legt den Verdacht nahe, dass sich jemanden darin erleichtert hat. So.

Ja, das Leben ist nicht immer nur schön, sonder oft richtig lulu. Rewolfinger singen heute darüber und über ähnlich Gelagertes ein Lied. Oder zwei. Oder zehn. (Karl Fluch, DER STANDARD, 4.7.2014)