Pianist und "Steinway-Künstler" Markus Gottschlich

Foto: Collazos

Es zog ihn nach Amerika, wie eigentlich viele europäische Jazzer - dies aber recht früh. Markus Gottschlich war siebzehn, als er über den großen Teich flog. Allerdings tat er dies zunächst mit dem Wunsch, Basketballprofi zu werden. Klavier hatte er zwar schon seit seinem 5. Lebensjahr gespielt: "Es war aber eher so eine Art Ausgleich für mich. Das Klavier wurde in einem schleichenden Prozess" zur Hauptsache.

Mittlerweile ist Gottschlich in Miami beheimatet, leitet dort auch ein Festival (das Miami Beach Jazz Festival) und kommt nun wieder zurück, um beim laufenden Jazzfest im Wiener Reigen seine eleganten, melodisch markanten Ideen in der traditionsreichen Triobesetzung zu präsentieren. Das gewaltige Erbe dieser Spielform ist für Gottschlich kein Problem. Er ist der Überzeugung, dass man Traditionen gut kennen muss. Und was die Entwicklung eines eigenen Stils anbelangt, verweist er gerne auf Kollege Herbie Hancock, der gemeint hatte: Wenn man seinen eigenen Sound entwickeln will, müsse man "zunächst sein Leben entwickeln." Das heißt natürlich nicht, harter Arbeit fernzubleiben. Es meint wohl eher, dass man nichts erzwingen, sich einfach Zeit geben muss - auch "um eins mit dem Instrument zu werden."

Gottschlich trägt übrigens den Ehrentitel "Steinway-Künstler": Man habe ihn u. a. deshalb erwählt, da man bei ihm Potenzial sieht. Bei ihm, dem 33-Jährigen, der Improvisieren auch mit der Kunst, einen "guten Witz zu erzählen" vergleicht. Auch hier gehe es um Pointen, markante Statements. Man kann sie auf seiner CD of places between nachhören. (tos, (DER STANDARD, 4.7.2014)