Mehrere Milliarden Jahre altes Wasser aus einer tiefen Mine in Ontario. Die salzige Flüssigkeit könnte der Ursuppe ähneln, aus der möglicherweise das Leben hervorging.

Foto: University of Toronto

Toronto - Kanadische Forscher haben einen archaischen Schatz gehoben, der womöglich neue Hinweise auf jene Ära liefert, in der das Leben seinen Anfang nahm. Die Wissenschafter rund um Barbara Sherwood Lollar und Chelsea Sutcliffe von der University of Toronto stießen tief unter dem Sudbury-Becken in der kanadischen Provinz Ontario auf Wasser, das dort bereits vor mehreren Milliarden Jahren eingeschlossen worden war - zu einer Zeit also, da auf der Erde die ersten rudimentären Lebensformen existierten.

Einen vergleichbaren Fund machte die Forschergruppe bereits 2007 in einer Kupfermine in Timmins, Ontario. Damals punktierten die Wissenschafter zwei Kilometer unter der Oberfläche einen Hohlraum, aus dem überraschend Wasser sprudelte. Nähere Untersuchungen ergaben: Die außerordentlich salzige Flüssigkeit war 1,1 bis 2,7 Milliarden Jahre alt und enthielt neben Mineralstoffen unter anderem Schwefelgase, Methan, Stickstoff, Wasserstoff und Helium. Damit war es voller potenzieller Energielieferanten, wie sie noch heute von Lebewesen an hydrothermalen Quellen am Grund der Tiefsee genutzt werden. Was die Forscher dagegen nicht entdecken konnten, waren irgendwelche Spuren von Leben.

Für Milliarden Jahre eingeschlossen

Dass das Vorkommen von derart altem Wasser kein Einzelfall ist, zeigte nun die Entdeckung einer weiteren flüssigen Zeitkapsel: Chelsea Sutcliffe konnte aus zwei 1,3 bis 1,7 Kilometer tiefen Minen in einem mehrere Milliarden Jahre alten Felsmassiv im Sudbury-Becken einige vielversprechende Wasser-Proben holen. Die chemische Zusammensetzung gleicht jener des Timmins-Wassers und die Isotopen-Verteilung lässt auch auf ein ähnlich hohes Alter schließen.

Vorausgesetzt das Wasser ist tatsächlich vor 2,7 Milliarden Jahre dort unten eingeschlossen worden, dann handelt es sich wohl nicht ganz um die sprichwörtliche "Ursuppe" - die ersten lebenden Organismen entstanden nach heutigem Kenntnisstand etwa eine Milliarde Jahre früher. Dennoch könnte die chemische Komposition des Wassers gewisse Parallelen zu dieser "Ursuppe" aufweisen. Die Abwesenheit jeglicher Spuren von Lebewesen - erste Analysen der Proben konnten jedenfalls keine zutage fördern - stimmen die Forscher optimistisch. Immerhin bedeutet dies vermutlich, dass das Wasser, seit es tief im Untergrund eingeschlossen worden war, niemals in Berührung mit Mikroorganismen aus späteren Zeitaltern kam.

Suche nach Bausteinen des Lebens

Genauere Untersuchungen müssen noch folgen. Konkret hoffen die Forscher, dass sie jene Bausteine entdecken, die auch schon vor über 3,5 Milliarden Jahren die Basis für die ersten zellähnlichen Organismen gebildet haben. Tullis Onstott von der Princeton University erwartet sich jedenfalls viel von den Proben aus Kanada: "Gehen wir davon aus, dass unsere Annahmen über den chemischen Ursprung des Lebens stimmen und nehmen wir weiters an, dass das Wasser dort unten tatsächlich mehrere Milliarden Jahre lang völlig isoliert war, dann könnte man darin tatsächlich Substanzen und chemische Reaktionen finden, die als Vorstufen zur Lebensentstehung gelten könnten." (red, derStandard.at, 06.07.2014)