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Papst Franziskus hat sich in der Vergangenheit öfter für den Kampf gegen den Teufel ausgesprochen. Nun erkannte der Vatikan eine Exorzistenvereinigung als Rechtsperson an.

Foto: AP Photo/Alessandra Tarantino

Rom - Der Vatikan hat die internationale Exorzistenorganisation AIE als Rechtsperson anerkannt. "Das ist eine gute Nachricht nicht nur für uns Mitglieder, sondern für die gesamte Kirche", erklärte der Exorzismusbeauftrage der Diözese Rom, Francesco Bamonte, der Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano". Die 1992 von einigen Priestern gegründete Associazione internazionale esorcisti, der rund 200 Geistliche angehören, gilt damit als Vereinigung nach dem Kirchenrecht.

Schillerndste Figur der AIE ist ihr nunmehr 89-jähriger Gründer Don Gabriele Amorth, ein Presbyterianer aus Modena. Der Autor zahlreicher Bücher will über 70.000 Teufelsaustreibungen durchgeführt haben. Bei besonders hartnäckigen Dämonen seien oft mehrere Sitzungen erforderlich.

"Ich besitze zwei Kilo Metall, das vom Teufel Besessene ausgespuckt haben", versichert Amorth. "Es waren auch Glassplitter darunter. All das nimmt erst außerhalb des Körpers Gestalt an, man findet darin weder Speichel noch Blut. Auf einem Röntgenbild würde man nichts davon erkennen".

Jesus hat Pflichten auferlegt

Exorzismus ist ein aus dem Jahre 1614 stammendes und umstrittenes Ritual der Teufelsaustreibung, das Amorth noch mit den alten Gebeten praktiziert. "Mit Erlaubnis des Bischofs ist das möglich. Leider ist der neue Kodex von deutschen und Schweizer Bischöfen beeinflusst worden. Nun ist es untersagt, im Fall einer Verfluchung zu exorzieren, obwohl das die häufigsten Fälle sind. Austreibungen sind nur erlaubt, wenn die Anwesenheit des Dämons sicher sind. Das aber kann man vorher nie wissen", klagt Amorth, der Exorzismus als Sakrament bezeichnet: "Jesus hat den Priestern drei Pflichten auferlegt: predigen, Kranke heilen und den Dämon austreiben. Wir vernachlässigen unsere Pflicht, wenn wir nur predigen."

Trotz seines hohen Alters bekommt Padre Amorth täglich zahlreiche Anrufe von vermeintlich Besessenen oder deren Familienangehörigen. Daran, dass der Teufel "real und gegenwärtig ist", lässt der berühmteste aller Exorzisten keinen Zweifel aufkommen: "Er ist ein wirkliches, persönlich-geistiges Wesen. Ein Engel, der der Versuchung erlegen ist."

Gefallen für den Teufel

Bei der Austreibung mit Kreuz, Weihwasser und lateinischen Exorzismusgebeten komme es oft zu Trance-Zuständen und Schreikrämpfen mit akuter Abneigung gegen heilige Symbole, so Amorth, der durch seine in 40 Sprachen übersetzten Bücher, Filme und Fernsehauftritte weltweit bekannt ist. Dass heute niemand mehr an den Teufel glaubt, hält der Chef-Exorzist für blanken Unsinn: "Wenn man nicht an seine Existenz glaubt, tut man ihm einen Gefallen. Das ist genau das, was er will."

Abnehmender Glaube, Esoterik und wachsender Aberglaube machten es dem Dämon immer leichter: "Zwölf Millionen Italiener wenden sich an Kartenleser, Zauberer, Hexer, satanische Sekten. Die Europäer sind ein Volk getaufter Heiden. Scheidung, Abtreibung, Auflösung der Familien: eine Katastrophe". Und ein wahres Paradies für Dämonen. (Gerhard Mumelter aus Rom, derStandard.at, 8.7.2014)